OÖ. Heimatblätter 1986, 40. Jahrgang, Heft 2

Buchbesprechungen Sybille-Karin Moser: F. R. Unterbei^er und die sa lonfähige Landschaftsmalerei im 19. Jahrhundert. Innsbruck-Wien: Tyrolia-Verlag 1986. 211 Seiten. ISBN 3-7022-1564-6 „Ein Bürger malte für Bürger". Dieser Satz des Vorwortes charakterisiert wohl am besten Aus gangspunkt aber auch Endpunkt der Problematik des in diesem Buch behandelten Malers Franz Ri chard Unterberger, einer der wichtigsten öster reichischen Vertreter der sogenannten Salonmale rei des 19. Jahrhunderts. Bei der Bezeichnung eines Malers als „Salonma ler" ist nach bisheriger Kunstanschauung immer ei ne gewisse Geringschätzung verbunden, sozusagen Malerei aus zweiter Hand. Dieser Auffassung ent gegengesetzt ist die Preisentwicklung der Salonge mälde am internationalen Kunstmarkt; besonders Unterberger erzielt Preise, die jedes Jahr noch mehr steigen. Die Autorin versucht zunächst dem Lebensweg und der künstlerischen Entwicklung Unterbergers nachzuspüren. Ausgehend von einigen kurzen, wie sich später herausstellt meist falschen, Eintragun gen in Künstlerlexika bis hin zu einem im großen und ganzen abgerundeten Lebensbild begleitet der Leser die Autorin auf diesem mühevollen Weg. Er sieht sowohl die Fragen, die sich stellten, als auch die möglichen Antworten. Es empfiehlt sich hier öf ters die Fußnoten zu beachten, denn was die Verfas serin für diese Biographie an Quellen nutzbar zu machen versucht, ist bemerkenswert. Beinahe spannend erscheint, wie sich immer mehr Informa tionen über diesen Mann ansammeln, wie sich die brauchbaren durchsetzen und das vielgestaltige Le bensbild eines international anerkannten Malers aus gutbürgerlichem Haus - daher die sichere fi nanzielle Basis seines Lebens — mit vorerst wechsel haftem Wohnsitz zusammenfügen. Die Land schaftsbilder Unterbergers — hier besonders als Motiv hervorzuheben der Golf von Neapel, den er in vielen Variationen malte — wurden bei Weltaus stellungen mit Preisen bedacht, von Mitgliedern des österreichischen Kaiserhauses um viel Geld gekauft und vom Publikum sehr geschätzt. Diese Bilder werden im folgenden von der Auto rin untersucht, zunächst auf ihre Wurzeln, ihre künstlerischen Traditionen, sodann auf ihr Verhält nis zu gleichzeitigen Erscheinungen der Land schaftsdarstellung; weiters auf ihre Kompositions prinzipien sowie nach anderen speziellen Fragestel lungen. Auf diese vorbildlich genaue Aufarbeitung der Künstlerpersönlichkeit Unterberger folgt ein Ab schnitt des Buches, der sich prinzipiell mit der Pro blematik „Salonmalerei" auseinandersetzt. Wenn sich der Leser hier alle Antworten auf die vielen of fenen Fragen in diesem Bereich der Kunstgeschich te erhofft, so wird er zwar bezüglich der Vollstän digkeit enttäuscht, die Autorin liefert jedoch Ge dankenansätze, Wege zu möglichen Antworten und erreicht dadurch eine intensivere, dichtere Ausein andersetzung. Sie verstärkt aber auch den Wunsch nach einer breiten und genauen Untersuchung die ses Phänomens der Kunst des 19. Jahrhunderts, vor allem im Hinblick auf die geistige Haltung, die diese Kunst hervorbrachte. Auch vor dem schwierigen Kapitel „Bewertung" scheut die Verfasserin nicht zurück und relativiert hier ein prinzipielles, wie bis her gehandhabtes Aburteilen dieser Bilder. Her vorgehoben werden müssen bei diesem Buch die Reproduktionen der Bilder Unterbergers, sie sind von seltener Druckqualität. Ergänzend finden sich im Buch auch ein ausführ licher Werkkatalog des Malers sowie genaue Litera turhinweise. Die Autorin promovierte mit der vorliegenden Arbeit „sub auspiciis" zum Dr. phil. und arbeitet derzeit am Institut für Kunstgeschichte der Univer sität Innsbruck. Peter Assmann

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