zialismus auch in unserer Gegend seine tödlichen Auswirkungen: Es wurde nicht nur Franz Jägerstätter wegen seiner Eid verweigerung hingerichtet, auch im Lager Weyer,^ Gemeinde St. Pantaleon, wurden die Menschen gequält. Und dieses Lager in der unmittelbaren Nähe von Lamprechtshausen wurden von SA-Männern geführt, die entweder von woanders kamen oder mit dem Putsch nichts zu tun hatten. Vom Schmiedbauern in Holzhausen wurden zwei Söhne hingerichtet, weil sie als Zeu gen Jehovas den Dienst in der Deutschen Wehrmacht nicht leisten konnten. Auch die beiden Offiziere Rosenkranz und Stochmal wurden vom gleichen System er mordet, für welches die SA-Männer von Lamprechtshausen mit ihrem jugendlichen Idealismus eingetreten waren. Daß sie je doch anderes im Sinn hatten, zeigt schon der Umstand, daß sie zwar vom Führer stellvertreter Rudolf Hess mit dem Blutor den ausgezeichnet wurden, später jedoch keine Karriere machten. Ohne Ausnahme dienten sie in der Deutschen Wehrmacht ohne besondere Privilegien. Nur Gregor Gruber war kurze Zeit Ortsgruppenleiter der NSDAP. Nicht ganz ungewöhnlich ist es, vor al lem ehemalige SA-Männer als Zeitzeugen interviewen zu können, denn sie waren da mals meist um die 20 Jahre alt. Das Durch schnittsalter der 30 in Linz Angeklagten lag nur knapp über 20 Jahren. Im Gegensatz dazu waren die meisten Angehörigen des Bundesheeres und der Heimwehr um eini ges älter. Um vieles älter waren die „Draht zieher" im Hintergrund. Obwohl sie an fangs auch verhaftet wurden, wurde gegen sie nicht Anklage erhoben, denn sie waren ja nicht direkt beteiligt. In der Meinung vieler in unserer Gegend sind sie jedoch die eigentlich Schuldigen. Ich habe über kei nen dieser Dorfhonoratioren etwas Gutes gehört. Uber den Sprengelarzt Dr. Leopold Kohr in Oberndorf dagegen hörte ich von allen Seiten nur Gutes. Ohne Unterschied hat er die Verwundeten versorgt. Einer sei ner Söhne, Medizinalrat Dr. Fritz Kohr, damals 17 Jahre alt, berichtete mir am 17. Februar 1985 darüber. ^ Vgl. dazu: Siegwald Ganglmair: Das Arbeitserziehungsiager Weyer im Bezirk Braunau am Inn 1940 - 1941. In: OÖ Hbl. 37 Jg. 1983. H. 1. S. 69 - 73. (Anm. d. Red.) ' Verwendete und weiterführende Literatur Wolfgang Etschmann: Die Kämpfe in Österreich im Juli 1934. (= Militärhistorische Schriftenreihe. Heft 50) Wien: Bundesverlag 1984 Ernst Hanisch: Nationalsozialistische Herrschaft in der Provinz Salzburg im Dritten Reich. (= Salzburg Dokumentation Nr. 71) Salzburg: Schriftenreihe des Landespressebüros 1983 Michael Holzmann: Österreich, Deutschland und die Österreichische Legion in den Jahren 1933 bis 1938. (Zulassungsarbeit für die Wissenschaftliche Prüfung für das Lehramt an Gymnasien). Kon stanz: Unveröffentlichtes Manuskript 1981 Andreas Maislinger: Zeugen eines Putsches. Lamp rechtshausen im Juli 1934. Salzburg: Verlag Wolf gang Neugebauer 1986 (in Vorbereitung) Reinhard Mittendorfer: Nationalsozialistische Auf standsversuche im Land Salzburg und ihre Abwehr. (Hausarbeit aus Geschichte eingereicht bei Prof. Erika Wcinzierl). Salzburg: Unveröffentlichtes Ma nuskript 1976. Erna Fm/z; Franz Jägerstätter . . . besser die Hän de als der Wille gefesselt . . . Linz: Veritas-Verlag 1985 Otto Reich von Rohrwig: Der Freiheitskampf der Östmark-Deutschen. Von St. Germain bis Adolf Hitler. Graz: Leopold Stocker Verlag 1942 George Saiko: Der Mann im Schilf. Roman. (Fi scher-Taschenbuch 2203) Frankfurt am Main 1979 KarlSpringenschmid: Lamprechtshausen. Ein Dorf der Ostmark kämpft für Adolf Hitler. München: Deutscher Volksverlag o. J. Karl Springenschmid: Das Lamprechtshausner Weihespicl. Von Kampf und Not eines deutschen Dorfes in Österreich. Berlin: Theaterverlag Albert Langen/Georg Müller o. J. Gottfried Wagner: Juli 1934 in Lamprechtshausen. In: Zeitgeschichte. 1. Jahrgang. Juni/Juli 1974. Heft 9/10. Gordon C. Zahn: Er folgte seinem Gewissen. Das einsame Zeugnis des Franz Jägerstätter. Graz: Styria Verlag 1979
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