OÖ. Heimatblätter 1986, 40. Jahrgang, Heft 2

weiter nach Gmunden ziehen. Weil aber der Weg für die Artillerie zu eng war, mußte Le Courbe umkehren. Von Schörfling zogen dann die Franzosen auf der weitaus besseren Commerzialstraße nach Vöcklabruck und weiter nach Gmunden. Die Gmundnerstraße ist geschichtlich gesehen ein sehr interessanter Straßenzug. Beim südwestlichen Kirchenaufgang ist vor und nach dem Jahrmarkt das Richt schwert ausgehängt. Schörfling ist einer der wenigen Märkte, der dieses Symbol der Marktgerichtsbarkeit über die letzten 150 Jahre hinweggerettet hat. Im untersten Haus am Kirchpichl, ein für Schörfling etwas überdimensionierter Bau, war einmal im vorigen Jahrhundert eine Wollkämmerei untergebracht. Ar beitskräfte aus dem böhmischen Raum ka men als Fachleute nach Schörfling. In der anschließenden langgestreckten Flucht bergaufwärts war im Erdgeschoß die Her berge für die wandernden Handwerksbur schen untergebracht. Sicherlich gab es ne ben den Wandergesellen auch herumzie hende Bettler. Wer die paar Kreuzer für das Herbergsquartier nicht aufbringen konn te, fand gewiß beim bekannt mildtätigen Bauern bei der Stiege ein Lager im Heu oder Stroh. Über der Herberge hatte die Schörflinger Dilettantenbühne, einen ei genen Theatersaal. Das schon erwähnte Bauernhaus vulgo Haslinger hat eine eigene Geschichte. Der evangelische Pfarrer Mathias Klinger hat te es neu erbauen lassen. Von ihm stammt der Stein über dem Torbogen, mit der In schrift: Dis Haus hat von Grunde auf der erwirdig und geistlich Herr Mathias Klin ger sechs und zwanzig Jarr allhier zu Schörfling gewester Pfarrer lassen erbauen. Als ers aber hernach verkaufft hat, hat er dieses Staindl einmauern vorbehalten. Ge schehen des 8. Tag May in Aintausendsechshundert und ersten Jarr. Anläßlich einer Hausrenovierung ist das auf dem Stein angebrachte Wappen abgebrochen. Es wäre gut, wenn es erneuert würde. Die Bürger legten früher großen Wert auf das Aussehen ihrer Häuser. Auf wendige Fassadengestaltungen und hoch gezogene Walmdachstühle haben sich ge häuft in der Gmundnerstraße erhalten. Dazu kommen noch bildhafte Schmuck elemente, wie z. B. das Fresko am Hause der Bäckerei Födinger. Über dem Eingang des Hauses Gmundnerstraße 4 war bis vor kurzem ebenfalls ein Fresko zu sehen, das direkten Bezug zum Bäckergewerbe hatte. . Das Haus beim Kirchenaufgang wird wegen der bunten, freundlichen Bemalung vielfach Sonnenuhrhaus genannt. Das Haus Nr. 2 gegenüber schützt der auf Blech -gemalte hl. Florian vor Feuers brunst. Das glänzende Becken beim Haar schneider ist eines der letzten Handwerks schilder in Schörfling. Früher hatte also Privatinitiative mit vielen kleinen künstlerischen Gestal tungselementen dem Ort ein besonderes Gesicht gegeben. Jetzt bemüht sich der Verschönerungsverein, um den Markt und auch um andere Ortsteile. An der Kirch hofmauer ist die Bronzeplastik des Kirchpatrones St. Gallus angebracht,^®® und im malerischen Winkel bei der Haslingerstie ge ließ der Verschönerungsverein den Gänselieslbrunnen an Stelle eines einfa chen Wasserauslaufes gestalten.^®® 3. 3. Kellerweg In den ältesten Fremdenverkehrspro spekten bzw. Salzkammergutführern wird unter Schörfling der „Mittendorfer Kel ler" mit prächtigem Blick über den See und nach Seewalchen gepriesen. Zur Sommerszeit wurde im Mittendorfer Kel ler wie auch im Nagl Keller ausgeschenkt. Sepp Moser, 1978. Hannes Haslecker, 1965.

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