OÖ. Heimatblätter 1986, 40. Jahrgang, Heft 2

trum, der beherrschenden Schörflinger Höhe, die schon in prähistorischer Zeit be siedelt war, zur Ager an. Ziel der Straße war der wesentliche Verkehrsknoten, wo einerseits .der See endet und die Ager beginnt, und andererseits die Ausfluß schwelle eine Furt bildet und auf deren Rücken schon frühzeitig eine Brücke die beiden Ufer verbunden hat.^^ Vom Gelände her gesehen, ist die be stehende Trasse die einzig mögliche, ohne Gegensteigung, ohne einen Hang arbeits aufwendig anschneiden zu müssen und ohne sich in die nasse Niederung bei der Ager abdrängen zu lassen, nach Kammer bzw. nach Seewalchen zu kommen. Daher führt auch die Agerstraße nicht direkt zum Zielpunkt. Verschiedene Berufsgruppen bewohn ten früher den Agerweg. Der „Peckh an der Stiege" (Agerstraße 2) war das oberste Haus. Der Weber Graf gab dem darun terliegenden Haus den großartigen Na men „Grafenhäusl". Daß im Agerweg u. a. ein Bildhauer Roider und die berühmte Holzingerdynastie und andere Stukka teurfamilien lebten und oft außer Landes zur Arbeit geholt wurden, gab dem Ager weg einen gewissen exklusiven Anstrich. Außer einem Wirt und einem Krämer leb ten dann noch im Agerweg Handwerker - meist Weber — und Schiffer und Flößer. Am oberen Teil der Straße von Schörfling nach Kammer standen ursprünglich nur rechtsseitig Häuser, die in einer spe ziellen Schörflinger Verbauung zueinan der „über Eck" stehen. Unten „Im Ager weg" stand bis in die Siebziger Jahre die „Blaue Traube". Der Dachstuhl des Gast hauses war für unsere Gegend auffallend, es war ein Doppeldachstuhl wie beim Schloß Kammer. Während der Zugehörig keit des westseitigen See- und Agergebietes zu Bayern in den Jahren 1810 bis 1816 diente das Gebäude als Zollstation der österreichischen Grenzkordonisten. Im Heimathaus Vöcklabruck hängt ein kleines Ölbild aus dieser Zeit. Man sieht darauf von Seewalchner Seite aus das gegenüberliegende Ufer mit der Grenz station im Mittelpunkt. Ein weißunifor mierter Grenzer steht Gewehr bei Fuß vor dem Eingang. Nahtlos ging schon damals der Ager weg in den Bereich der Herrschaft Kam mer über. 3. 2. Gmundnerstraße Kein anderer Straßenzug mußte solch gewaltige Namensänderungen über sich ergehen lassen wie die heutige Gmund nerstraße. Die Enge vom südwestlichen zum südöstlichen Kirchenaufgang gehörte ehemals begründeterweise zur Kirchen gasse. Der verhältnismäßig steile Berg war vom Anfang an Anlaß für den Namen „Kirchpichl". An diesem Altnamen ist zu erkennen, welch natürliches Empfinden unsere Vorfahren bei der Namensgebung gehabt hatten. Auf dem von Erdpresser gezeichneten Plan ist dann die Fortsetzung als „Weg nach Niederham" festgehalten. Daraus wurde schließlich die Gmundner straße. Sie wird wohl noch lange ein schlechter Fahrweg gewesen sein. Wie eine Anekdote hört sich der Be richt über eine Begebenheit aus den Na poleonischen Kriegen an, der über den Straßenzustand Aufschluß gibt: Im Jahre 1800 kam das französische Corps des Generals Le Courbe mit 25.000 Mann als rechter Flügel der Hauptarmee aus dem Salzburgischen über Mondsee und St. Georgen nach Schörfling und wollte von da mit allen Kanonen und Troßwagen '■* Siehe Brücke auf dem Stich Meriens aus dem Jahre 1649. Walter Luger: Der Stukkateur Franz Josef Ignaz Holzinger (1691 - 1775) aus Schörfling a. A. In: Kunstjahrbuch der Stadt Linz. 1974/1975.

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