OÖ. Heimatblätter 1986, 40. Jahrgang, Heft 2

Der „Bauernphüosoph" Konrad Deubler Epilog zum 100. Todestag Von Heinz Schöny Der freidenkerische Mann, allen gebildeten Zeitgenossen bekannt, Bauer und Wirt in Geisern im oberösterreichischen Salzkammergut, Konrad Deubler, der auch - - spät freilich - eine Zeitlang Bürgermeister seiner Gemeinde war, zu deren Aufstieg er unendlich viel beitrug und dem nun das örtliche Heimathaus (Museum) gewidmet ist, war für seine Zeit zu fortschrittlich. Wegen seiner gleichsam republikanischen Gesinnung mußte er für zwei Jahre in die Festung Spielberg bei Brünn (1853 — 1856) und wieder zwi schen 1862 und 1864 in die Verbannung nach dem mährischen Iglau. Das war für damals schon weit genug, um einen unangenehmen Zeitgenossen wegzubekommen. Doch nach seiner nunmehr endgültigen Rückkehr lebte er noch zwanzig Jahre, ohne seine Gesin nung zu verleugnen, und wirkte anerkannt und vorbildlich im Kreise seiner Mitbürger. Sein 100. Todestag konnte kürzlich gefeiert werden, aber schon vor genau vierzig Jahren war ein Buch über den „Fackelträger in die Freiheit aus Metternichs Zeit" ge schrieben worden (von W. Müller) und weitere dreißig Jahre vorher (1913) war er von Ferdinand Hanusch (1866 — 1923, Schlesier, Abgeordneter) zum Helden des Dramas „Der Bauemphilosoph" gemacht worden. Niemand geringerer als Peter Rosegger war ei ner derjenigen, die auf Deubler 1884 tiefsinnige Nachrufe schrieben. Der Kustos des Goiserer Museums, Mesner und ehemaliger Schneidermeister, Gregor Ketsch hat in einem Brief v. 8. 3. 1984 über diesen österreichischen Einzelgänger geschrieben: Deubler war ein dörflicher Erfolgsmensch der Gründerzeit (eigentlich schon vorher!), also ein Liberaler, der nach dem damaligen Motto „Freie Bahn dem Tüchtigen" gehandelt und auch damit Erfolg gehabt hat. Eläuser, Villen, Grundbesitz zeugen von die ser Tüchtigkeit. Er war zeitlebens Arbeitgeber und als solcher hat er alles beim patriarchali schen System gelassen ... Er war ein tüchtiger und gescheiter Mann aus einfachen Ver hältnissen, der es mit nur der damaligen Schulbildung so weit brachte; Revolutionär war er keiner! Dazu war er zu realistisch eingestellt. Vom Chaos hätte er nichts gehabt, wohl aber von einer festgefügten Ordnung, wo das Geld seinen Wert behielt, auch wenn die Träger dieser Ordnung nicht gerade seinen Vorstellungen entsprachen. Das Paradies lag bei ihm in der Zukunft, wenn das Volk so aufgeklärt sein wird, daß es sich von selber verwirklichen kann. . . . Vor allem ist interessant, daß gerade gewerkschaftliche Kreise sich für ihn als ei nen ihrer Vorläufer hervortun. Haben sie sogar das Gewerkschaftsheim (in Goisern) „Konrad-Deubler-Heim" getauft. Besonders in Wien und den anderen größeren Städten hat er in jenen Kreisen diesen Ruf. Außer dem dialektischen Materialismus, dem er durch seine Freunde Ludwig Eeuerbach, Ernst Haeckel und andere mehr oder minder bedeuten-

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