mälde, das sich im alten Ratssaal (Mu seum) befindet und vom Ennser Bürger und Maler Caspar Vischer gemalt wurde, zeigt die Stadt Enns vom Osten. Der Ori ginaltext in der rechten oberen Bildfläche lautet: „Den 11: November deß Monats im 1593 jar Zue Abent Ersach man das Zei chen an dem Himel Stan neben dem Monschein." Unklar bleibt, ob der Maler das Phänomen von Nebenmonden oder eines Nordlichtes im Bild festhalten wollte. Un ter der „Himmelserscheinung" erkennt man den Georgenberg mit einem ruinenhaften Gebäude, die St. Georgenkapelle. Ihr fehlt das Dach, die Mauern stehen noch. Der Standplatz ist räumlich klar vom Schloß Ennsegg abgesetzt und befindet sich am äußersten und höchsten Punkt der Anhöhe. Georg Hufnagls Kupferstich vom Jahre 1617 läßt nichts mehr von einem Kirchenbau am Georgenberg erkennen. Archäologische Grabungen Bisher war man über den Standort der Kirche auf Vermutungen angewiesen, weil das Gebäude nicht die geringsten Spuren im Gelände hinterlassen hatte: Der ver dienstvolle Lokalhistoriker und Obmann des Museumvereines Lauriacum in Enns, Dr. Josef Schicker, vertrat die Auffassung, daß sich'der Platz am höchsten Punkt des Schloßparkes befunden hat. Diese Mei nungteilt auch der Direktor des 0.0. Landesarchives Dr. Alois Zauner. Aus dem Inhalt der Urkunden konnte kein sicherer topographischer Hinweis ge wonnen werden. Die Antwort konnte nur vom Archäologen durch eine gezielte Gra bung erwartet werden. Die Gelegenheit schien günstig, da von Seite des Grundbe sitzers eine Neugestaltung der Parkland schaft erwogen wird und — historisch gese hen — das Jubiläumsjahr der Georgenberger Handfeste die Frage des Standortes der Georgenberger Kirche aktualisierte. Auf Initiative des Museumvereines Enns wur de, gestützt auf die genannten Überlegun gen, mit dem Bundesdenkmalamt eine Notgrabung vorbereitet. Eine entspre chende Förderung seitens der Abteilung Bodendenkmalpflege und der Abteilung Kultur des Amtes der o.ö. Landesregie rung wurde zugesichert. Mit Dr. Hansjörg Ubl (BDA) wurde ein erfahrender wissen schaftlicher Grabungsleiter gefunden. Der erste Suchgraben wurde im Park gelände auf der freien Wiesenfläche paral lel zur Lindenallee gezogen, die vom Schloß zum Rondeau führt. Dabei wurden acht Gräber freigelegt, darunter vier Brandbestattungen. Vorgefundene Kera mik, Münzen und eine Fibel lassen diese Gräber zeitlich in das 3. bis 4. Jahrhundert einordnen.®'' Die archäologischen Unter suchungen wurden in den letzten Jahren auf der höchsten Erhebung fortgesetzt und werden voraussichtlich im Jahre 1986 abge schlossen. Der Standort der Kirche konnte festgestellt werden. Von der Bausubstanz zeigten sich breitflächige Estrichböden, die Mauern samt dem Fundament waren je doch dem Steinraub bereits zum Opfer ge fallen (Ubl). Orientierung und Breitenab messung des Kirchenschiffes ließen sich be stimmen. Unter dem Kirchenfußboden wurde eine frühmittelalterliche Hütten siedlung nachgewiesen, die über einem ausgedehnten Brandzerstörungshorizont angelegt war. Diese Zerstörungsschicht ge hört nach dem aufgefundenen Dachziegel material zu einem römerzeitlichen Bau, der wegen der zahlreich vorgefundenen In schrifttafelbruchstücke als römisch-heidni scher Kultbezirk angesprochen werden Herben Kneifet: Die Stadt Enns vom Osten (1593). In: Das alte Rathaus und der Ratssaal. Museum-Katalog Nr. 8. 1979. S7. Abbildung bei Schicker: S. 40 — 41. — Amstler: S. 20. — OÖKZ 35. Jg. Heft 4/1985. S. 6 (Detail) ^ Amstler: Abb. Nr. 22 Wilhelm Sydow: Eine römische Nekropole auf dem Georgenberg in Enns. In: FÖ 21/1982. S. 187ff(Abb).
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