OÖ. Heimatblätter 1986, 40. Jahrgang, Heft 2

Original Ennser Pfennige im Münzkabinett zu sehen, auch hat der Besucher Gelegen heit , Münzen mit der Darstellung eines frü hen Ennser Pfennigs zu schlagen. Wann waren die Otakare in Enns? Um 1140 dürfte Enns als passauisches Lehen an die steirischen Landesfürsten übergegangen sein, was aus der Urkunde, die Otakar IV. (1140 - 1164) in Lorch für das Kloster Garsten ausstellte (1143), ge schlossen werden kann.^" Ihm verdankt Enns die erste Handelsordnung für die gro ßen Jahrmärkte. Der letzte steirische Ota kar war wiederholt in Enns. Im Jahre 1175 war der Anlaß ein kriegerischer. Der Markgraf hatte bei einer Auseinanderset zung mit Österreich im Kampf eine schwe re Niederlage erlitten, wobei Enns und sei ne Umgebung verwüstet wurden.^® Kurz darauf erlebte Enns einen Fürstentag, bei dem der bairische Herzog Heinrich, der Löwe, der österreichische Herzog Heinrich und der steirische Markgraf Otakar in Enns zusammenkamen.^® Dabei wurde wegen des Dorfes Münsteuer ein Besitzstreit zwi schen dem Kloster Reichersberg und dem bairischen Adeligen Heinrich von Paumgarten am 14. März 1176 durch den bairi schen Herzog geschlichtet. Die Kirche, vor der dieser „Gerichtstag" stattfand, wird nicht genau genannt, doch muß es nach Auffassung von Franz Pfeffer nicht die Laurentiuskirche zu Lorch gewesen sein, sondern ebenso die Kapelle auf dem Geor genberg, wo 10 Jahre später die feierliche Verkündung des Erbvertrages erfolgte. Pfeffer schildert den Ablauf des genannten Fürstentages so; Heinrich der Löwe hat am 11. März 1176 in Enns in seiner Eigenschaft als Schutzvogt Münsteuers den seit 10 Jahren anhängigen Streit um Münsteuer auf gütli chem Wege geschlichtet. Die Verhandlun gen begannen am Vormittag nach dem Got tesdienst vor der Kirche mit der A udienz des Propstes von Reichersberg. Die Gespräche wurden nach Tisch im Speisesaal mit der Anhörung der beteiligten Parteien und ihrer Zustimmungs- und Verzichtserklärungen fortgesetzt und am späteren Nachmittag nach der Ankunft des österreichischen Her zogs in dessen Gegenwart beendet. Im Jahre 1184 traf sich Otakar wieder mit seinen Verwandten, dem Babenberger Herzog Leopold V., in Enns. Er nennt Enns seine berühmte Stadt und in der latei nisch abgefaßten Urkunde „in villam nostram celebre Ense".^® Der Ennser Stadtberg Die Schottermassen, die sich in der Eiszeit aus den Alpen in das Alpenvorland schoben, bildeten die Traun-Enns-Platte. Zungenförmig zog sich eine diluviale Hochterrasse in den Enns-Donauwinkel vor.®° Diese Hochterrasse fällt hier sehr steil zum linken Ennsufer ab und in ge ringerem Maße nach Norden zur Donau. Diese Geländeformation bildet den Ennser Stadtberg. Ihr nördlicher Ausläufer trägt seit alten Zeiten den Namen Georgenberg wegen der dort bestandenen Kapelle zum hl. Georg. Auf diesem Gelände mit einer Seehöhe von 282 m befindet sich der OÖUB 2 (1856). S. 2Ü8. Nr. 142: „Possessionem etiam sitam, que jagiraberge dicitur." - Pfeffer: S. 251. — Amstler: S. 21. — Die Belehnung Otakars mit dem Traungau verweist Pfeffer (253) in die historische Fabel. Schicker: S. 19. — Pfeffer: S. 34ff. Obeileilner: S. 7. — Schicker: S. 19. — Pfeffer: S. 34ff — Zauner: S. 60. Pfeffer: S. 36. Pfeffer: S. 37. StUB, S. 724. Nr. 733. - Pfeffer: S. 250. Anmer kung 54. — Max Weltin: Die steirischen Otakare und das Land zwischen Donau, Enns und Haus ruck. In: Das Werden der Steiermark (Hg. Pferschy). Graz 1980. S. 167. Hans Commenda: Lorch-Enns. Geognostischgeographische Präparation für eine Schülerexcursion der Vll. Klasse. Linz. Staats-Oberrealschule 1906. - Amstler S. 9.

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