OÖ. Heimatblätter 1986, 40. Jahrgang, Heft 2

Hilfe zur Selbsthilfe Einige dieser Reden sind erhalten geblieben, da sie in Tageszeitungen zur Gänze wiedergegeben wurden. Darin tritt uns Hammerstein als tiefgründiger Kulturtheoretiker entgegen. Jede seiner Reden verrät den Dichter und dessen außergewöhnliche Per sönlichkeit. In einer Zeit, da staatliche Kunstförderung noch ziemlich ungebräuchlich war, griff Hans von Hammerstein als Präsident der Gilde durch Ausstellungen der Mitglieder zur Selbsthilfe. Alle Veranstaltungen der Gilde besaßen hohes Niveau und bewirkten eine starke künstlerische Ausstrahlung. In einer Übersicht über sechs Jahre Innviertier Künstlergilde,zieht Hans von Hammerstein das Resümee über die mannigfaltigen Tätigkeiten der Vereinigung. Seit ihrem Bestehen hatte die Künstlergilde bis zum Jahre 1929 siebzehn Ausstellungen, davon zwölf in Oberösterreich und drei im übrigen Österreich, zwei in Deutschland, da von je eine in Bayern, die andere in Braunschweig, abgehalten. Über 10.000 Besucher sahen diese Ausstellungen. Den Künstlern wurden hohe Ehrungen zuteil. Sechs Staatspreise und weitere sechs von Körperschaften gestiftete Aus zeichnungen wurden den in der Gilde vereinigten Künstlern allein bis zum Jahre 1927 ver liehen. Neben den siebzehn Ausstellungen veranstaltete die Gilde acht literarische und musikalische Vortragsabende. Bei diesen Veranstaltungen lasen Hans von Hammer stein, Richard Billinger, Gustav von Festenberg und Arthur Fischer-Colbrie, um die be kanntesten Dichter der Gilde zu nennen, aus eigenen Werken. Billinger^o, Prototyp eines Innviertiers, mit den Jahreszeiten der Natur wie mit urwüchsigem Brauchtum verbunden, war schon mit frühen Gedichten „Lob Gottes" und „Über die Äcker" bekannt geworden. Sie hatten ihm 1924 den Literaturpreis der Stadt Wien eingetragen. Die Tänzerin Grete Wiesenthal entdeckte in Billinger den Dramatiker. Die mystisch-erdhafte bäuerliche Welt des Innviertels tritt uns in den Ge stalten seiner Dramen, wie des „Perchtenspieles" (1928), der „Rauhnacht" (1931) und der „Rosse" (1931) entgegen. Hammersteins Freund, Gustav von Festenberg, trat erst verhältnismäßig spät mit seinem Romanerstling „Das stille Tal" (1937) an die Öffentlichkeit. Die 1931 erschie nene Erzählung „Dosi" reiht sich den Kindheitsdichtungen der deutschen Literaten würdig ein. Sie spiegelt die Kultur einer altösterreichischen öffiziersfamilie wider. Meisterhaft komponiert ist sein Roman „Ein Tag wie alle" (1939), worin Festenberg den österreichischen Beamtenalltag schildert. „Das Buch vom Tanz" und „Die Pantomime der Fächer" waren'allerdings schon 1920 und 1921 erschienen. Hans von Hammerstein: Sechs Jahre IKG. In: Jahrbuch der Innviertler Künstlergilde. Braunau - Ried 1930. S. 55 -56. Vgl. dazu: Hans von Hammerstein: Gedichte und Dichter. In: Linzer Tagespost. Linz, vom 31. 5. 1925. Nr. 123. S. 13. - Dasselbe in: Der Wächter. Wien - Graz - München. 10. Jg. 1928. S. 169 - 171. Vgl. dazu: Hans von Hammerstein: Ein Bauemdichter - Richard Billinger. In: Der Wächter. Wien — Graz — München. 9. Jg. 1926/27. 8. 199 — 201.

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