OÖ. Heimatblätter 1986, 40. Jahrgang, Heft 2

des Biedermeier, eine Renaissance des deutschen Kunstlebens erreichen. Sie trat vor allem gegen Geschmacklosigkeit und Verflachung auf und wollte die bodenständige, die volkstümliche Kunst fördern.^" Bereits damals verfolgte die Gilde denkmalpflegerische Anliegen. Die Zusam menarbeit der Künstlervereinigung mit dem Heimatschutzverein und dem Bundesdenkmalamt zum Schütze der Kunstdenkmäler und des Landschaftsbildes war in Satzun gen ausdrücklich verankert. Ebenso war auch der Ankauf besonders gefährdeter Kunst werke des Innviertels vorgesehen worden.^s Im ersten Aufruf, einer Gründungsansprache der Innviertier Künstlergilde, äußerte der Ehrenpräsident, Mitbegründer und damalige Präsident der Gilde, Hans von Hammerstein, die Vereinigung wolle nicht besseren, vergangenen Zeiten nachhängen, mögen auch gegenwärtig Politik und Wirtschaft darniederliegen. Jeder möge sein Bestes geben, gleich welcher Richtung, nur müsse gestaltet werden, was wahr ist. Kein Stempel modischer Berechnung dürfe die Gilde prägen.Ein schönes Wahrzeichen, führt Hammerstein aus, sei der prachtvolle Kirchturm von St. Stephan zu Braunau, der vom Grund bis zum Knauf und Kreuz die Entwicklung des Stiles von fünf Jahrhunderten um fasse: Breit, wuchtig, quaderschwer in urdeutscher Erde begründet, himmelstürmend zur Tannenschlankheit als einer der höchsten Türme Deutschlands und Österreichs aufge reckt, über gotische Galerien den barocken Helm frei und heiter in den weiten Himmel des Inngaues mit seinen wunderbaren Luft- und Wolkenstimmungen erhebend, sei dieser Turm unser Programm: eine Politik, die sich ohne Enge vertreten läßt, eine Höhe, die staatlicher Grenzen im Geiste wahrer Kunst nicht achtet, eine Freiheit, die aus dem Stamme bester Überlieferung erwachsend kühn das gute Neue auf das beste Alte zu setzen wagt.^'^ In der Folge zeichnete sich die Innviertier Künstlergilde durch Ausstellungen in allen größeren Ortschaften Oberösterreichs aus. Vortragsveranstaltungen trugen maß geblich dazu bei, die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf die Schönheiten der Land schaft des Innviertels und die erforderliche Pflege ihrer Kunstschätze zu lenken. Als Landschafts- und Denkmalpfleger machte sich besonders Hugo von Preen verdient. Mit dem Amte des Schriftführers der Gilde war der Mattighofener Forstverwalter Karl Hosäus betraut, der die Herausgabe der „Jahrbücher"28, dem Organ der Innviertier Künstlergilde, besorgte und die Gildenmitglieder durch Kurzbiographien in der „Ober österreichischen Tageszeitung" der Öffentlichkeit bekannt machte. Hans von Hammerstein, den damaligen Bezirkshauptmann von Braunau, kann man als Mentor und Sprachrohr der Gilde bezeichnen. Er leitete jede Eröffnung einer Gildenausstellung mit einer programmatischen Rede ein, in welcher er die Grundsätze der Innviertier Künstlergilde erläuterte, darüberhinaus aber zu Fragen der Kunst und deren gegenwärtigen Erscheinungsformen Stellung bezog. 2" Ebenda. 25 Wie Anm. 22. 25 Ebenda. 2^ Hans von Hammerstein: Aufruf. Anläßlich der Gründung der IKG. In: Jahrbuch der Innviertier Künstler gilde. Braunau - Ried 1934. o. S. ebenso 1963/64. o. S. (S. 5 - 6). 28 Jahrbuch der Innviertier Künstlergilde. Erschien jährlich von 1924 bis 1933, wurde danach eingestellt, ab 1958 wieder erschienen.

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