drießen, und es kann vorkommen, daß er wochenlang den Mann, der ein Wohnhaus von ihm wünscht, und die Landschaft, in der es entstehen soll, studiert, ehe er einen Strich am Entwürfe tut.^^ Von den aus dem Innviertel stammenden Malern der Gilde verdienen weiters genannt zu werden: Hammersteins Altersgenosse Wilhelm Dachauer aus Ried im Inn kreis, naturhaft in seinen monumentalen Landschaften und der um neun Jahre jüngere Franz Xaver Weidinger, ebenfalls aus Ried, dem wir ein Porträt Hans von Hammersteins dankend® Was veranlaßte diese Künstler, sich zu einer Gilde zu vereinigen? Jeder von ihnen war doch schon Mitglied großstädtischer Künstlervereinigungen und hatte sich be reits einen Namen in der Kunstwelt gemacht. Bei der Innviertier Künstlergilde handelte es sich also nicht um ein provinzielles, großstadtfernes Dilettantentum. Bereits im Jahre 1928 war die Zahl der ordentlichen Mitglieder auf dreißig angewachsen. Es scheint auch bemerkenswert, daß ein relativ kleiner Landstrich, wie das Inn viertel, eine so große Zahl bedeutender Künstler hervorgebracht hat: Das uralte Kulturland des Inn-, Salzach- und Mattiggaues, das, wie seine schönen Kirchenbauten zeigen, manchen unbekannten Künstler der Gotik und im Barock (die Künstlerfamilien der Zürn und Schwanthaler) hervorgebracht hat, scheint ein besonders schöpferischer Boden zu sein, der Künstler erzeugt und anzieht. Die widrigen Verhältnisse der Nachkriegszeit hatten wohl auch nicht zuletzt zur Gründung der Künstlergilde angeregt.Die materielle Not trieb manche Künstler aus der Stadt auf das Land hinaus, um dort mit bescheideneren Mitteln das Auskommen zu finden. So war beispielsweise der Maler Maximilian Liebenwein wegen drohender finanzieller Sorgen von Wien nach Burghausen gezogen und bayrischer Staatsbürger ge worden. Das Besondere an der Innviertier Künstlergilde lag in dem Gedanken, das Land selbst für die Kunst zu interessieren. Diese Künstlervereinigung nahm daher einen be wußt volkserzieherischen Charakter an. Als Mittel zur Erreichung der Vereinsziele dienten periodische Wanderausstel lungen, Konzerte und Vorträge in den Bezirksstädten und Märkten des Innviertels.22 Wie sehr es der Innviertier Künstlergilde um „das Echte, Ursprüngliche und Wahre" in der Kunst ging, zeigt der erste Aufruf der Gilde an die Öffentlichkeit: „Natur haft, ein jeder er selbst und fromm wollen wir sein". Zweck des Vereines war vor allem die Förderung der Kunst und ihrer Belange im Innviertel sowie die Unterstützung aller Mitglieder in künstlerischer und wirtschaftlicher Weise. Die Gilde wollte, anschließend an die hohe Kunst der Gotik, des Barock und auch Wie Anm. 17. Das Bild befindet sich im Familienbesitz. Hans von Hammerstein: Kunst und Schaffen der Gegenwart. Die Innviertler Künstlergilde. In: Heimat gaue. Linz. 9. Jg. 1928. S. 203, 2'' Hans von Hammerstein: Neue Lebensquellen der Kunst. In: Linzer Volksblatt, Linz, vom 26, 2. 1924. Nr. 47. S. 1 - 2, Satzungen der IKG, In: Jahrbuch der Innviertler Künstlergilde, Braunau-Ried 1927. Anhang. 2® Ebenda.
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