OÖ. Heimatblätter 1986, 40. Jahrgang, Heft 2

Auch eine dritte künstlerische Komponente stellt Hammerstein in Alfred Kubins Schaffen fest: Es ist der skurrile Humor, der in vielen Zeichnungen das Grauen über windet. Seiner Umwelt entnimmt er die Gestalten, die ihn zu den Figuren, die er zeich net, inspirieren: . . . immer ist es irgendwie unser Alltag, den er in heimatlichen Sagengestalten uns sinn- und humorvoll verklärt, die Menschheit, die er mitleidig-freundlich ironisiert, die Übermacht des Schicksals und der Natur, die er sinngebend überwältigt^'^ Alfred Kubin ist mit seinem graphischen Oeuvre wohl der bekannteste bildende Künstler der Innviertier Gilde geworden. Walter Ziegler,^® ein weiterer Mitbegründer der Innviertier Künstlergilde, Sohn wohlhabender Eltern, war ebenfalls Maler. Er stammte aus dem Böhmerwald. Zunächst Chemiker, studierte er an der Münchner Kunstakademie und später in Wien graphische Künste. Ziegler zählte zu den Mitgliedern der „Münchner Künstlergenossenschaft" und der berühmten „Allotria". Mit Ignatius Taschner führte er eine Malschule. Walter Zieg ler lebte und arbeitete in Burghausen auf der deutschen Seite der Salzach, wo er das gotische Schlößchen Wanghausen bewohnte. Seine graphischen Arbeiten, insbeson dere seine hohe Kunst im Kupferstich, machten ihn als Künstler aber auch als Lehrer an der Kunstgewerbeschule bekannt. Architektur im Einklang mit der Natur Der vierte Künstler, ein Gründungsmitglied der Innviertier Künstlergilde, ' Richard Puchner,^^ machte sich als Architekt einen Namen. Zu Tarsdorf im Innviertel geboren, studierte er nach abgelegter Baumeisterprüfung an der Technischen Hoch schule in Wien und an der Akademie der bildenden Künste. Nebenbei war er bei der Dombauhütte zu St. Stephan beschäftigt. Bereits vor dem ersten Weltkrieg führte er Restaurierungsarbeiten im Auftrag der Zentralkommission für Denkmalpflege aus. In dieser Funktion leitete Richard Puchner im Auftrage des Thronfolgers Erzherzog Fer dinand den Umbau des kaiserlichen Schlosses Ambras bei Innsbruck. Nach dem Kriege ließ er sich in St. Pantaleon bei Wildshut im Innviertel nieder, wo er eine rege Kulturtätigkeit entfaltete, besonders auf dem Gebiet des Heimatschutzes und der Denkmalpflege. Als Denkmalpfleger war er auch an den zahlreichen Restau rierungsarbeiten vieler Innviertier BCirchen beteiligt. Seine Bauten sowie seine Umbau ten wurden wegen ihrer harmonischen Eingliederung in die umliegende Landschaft be kannt. Hammerstein weiß diese Vorzüge des Architekten anerkennend hervorzuheben: . . . Wenn Richard Puchner baut, so ist es sein Ziel im Werk die Persönlichkeit seines Auftraggebers zum Ausdruck und diesen zugleich mit dem Ausdruck der Land schaft in Einklang zu bringen. Zur Erreichung solcher Ziele läßt er sich keine Mühe verEbenda. (S. 13). 15 Walter Ziegler 1859- 1932. 15 Hans von Hammerstein: Walter Ziegler (gestorben). In: Jahrbuch der Innviertler Künstlergilde, BraunauRied 1933. S. 7 - 8. 1' Hans von Hammerstein: Richard Puchner. Zu seinem 50. Geburtstag. In: Linzer Volksblatt. Linz, vom 24. 3. 1933. Nr. 70. S. 3.

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