OÖ. Heimatblätter 1986, 40. Jahrgang, Heft 1

Die seltsame Lebensgeschichte von Franz Karl Cura, Hofkaminkehrermeister und Bürger der Stadt Burghausen Von Carl Hans Watzinger Die Geschichte von Franz Karl Cura, dem tapferen Hofkaminkehrermeister und Bürger der bayerischen Stadt Burghausen an der Salzach, ist zugleich ein Ausschnitt aus der Geschichte Bayerns und Öster reichs zur Zeit des Österreichischen Erb folgekrieges der Jahre 1741 - 1748. Der bayerische Kurfürst Karl Albrecht hatte die Pragmatische Sanktion Kaiser Karls VI. nicht anerkannt und wollte nach dem Tode des Kaisers seine, wie er meinte, ge rechten Ansprüche auf seine Erbfolge in den habsburgischen Ländern mit Waffen gewalt erzwingen. Günstig für ihn schien die Besetzung Schlesiens durch Friedrich den Großen von Preußen. Spanien, Frank reich, Preußen, Sachsen, Kurpfalz, Kur köln, Neapel und Schweden traten auf sei ne Seite. Karl Albrecht wurde zum König von Böhmen ausgerufen und einstimmig zum Kaiser des römisch-deutschen Reiches gewählt. Aber die Österreicher waren schneller gewesen, hatten Bayern besetzt und blieben bis auf kurze Unterbrechun gen im Lande. Was das für die Bevölke rung bedeutete, hatte sie der Spanische Erbfolgekrieg (1701 -1714) erleben lassen. Die aus Ungarn, Panduren und Kroaten zusammengesetzte österreichische Armee verwüstete und plünderte das feindliche Land, die Soldaten scheuten nicht vor Mord und Vergewaltigungen jeder Art zu rück. Die Bürger, so auch die von Burg hausen, griffen zur Selbsthilfe, da die Kriegsvorbereitungen des Kurfürsten erst allmählich in Gang kamen. Freikorps wur den aufgestellt. Bayerns Grenze lag damals noch bei Haag am Hausruck, denn das Inn viertel gehörte bis 1779, eigentlich bis 1816, zu Bayern. Auch Franz Karl Cura, der Hofkaminkehrermeister von Burghausen, zur Jahreswende 1741/42, als er zum er stenmal als Soldat hervortrat, 25 Jahre alt, ein ausgezeichneter Reiter, stellte ein Korps von fünfzig Freiwilligen zusammen und machte in einem geschickt geführten Kleinkrieg den österreichischen Truppen das Leben sauer. Liebe zur Heimat und zum bayerischen Herrscherhaus, den Wit telsbachern, wohl aber auch etwas Aben teuerlust bewegten ihn in erster Linie. Sei ne große Zeit jedoch kam später. Cura war ein durch und durch muti ger Mann, einer Uniform bedurfte es gar nicht, um seinen Charakter zu beweisen. Er hatte auch keine Gelüste, ein hoher Offizier zu werden. Am 15. Oktober 1742, ein Jahr, nachdem Kurfürst Karl Albrecht gemeinsam mit französischen Truppen unter Marschall Bellisle in Linz eingezo gen war und sich von den oberösterreichi schen Landständen auf dem Schloß zu Linz als Landesherr hatte huldigen lassen — Maria Theresia hat dies den Ober österreichern bis an ihre Lebensende nicht vergessen -, trug er in Traunstein dem Be fehlshaber der Vorhut der bayerischen

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2