Maultrommel mit einem ovalen Blech schild, die Schutzheilige Barbara und Dar stellungen der Arbeit zeigend. Laut freundlicher Auskunft der Kammer der gewerblichen Wirtschaft für Oberösterreich, Handelskammer Ober österreich (Prof. Dr. Franz Pisecky) ist die gegenwärtige Lage der Maultrommeler zeugung in Mölln folgende: Die Werksgenossenschaft der Maul trommelerzeuger wurde schon nach 1938 aufgelöst, existiert somit schon seit mehr als 40 Jahren nicht mehr. Die Maultrommel erzeuger gehören zur oö. Fachvertretung der Musikinstrumentenerzeuger (es gibt also infolge der geringen Anzahl von Mit gliedern dieser Gruppe keine Landesin nung mehr). Seitens der Maultrommeler zeuger hat ein Mandat Herr Karl Schwarz, Mölln 68. Bei der Fachvertretung werden noch drei Mitglieder geführt, und zwar Frau Pauline Hörzing in Mölln, deren Mann früher den Betrieb innehatte und jetzt als Pensionist schon im 74. Lebensjahr steht, sodaß fast kein Umsatz mehr vorliegt. Der zweite Betrieb, auch in Mölln, ist Herr Franz Wimmer, befaßt sich auch nur mehr zum Teil mit der Maultrommelerzeugung, stellt nur mehr Bestandteile her und liefert für einen Exporteur, der erst die kompletten Instrumente zusammenstellt. Das einzige nennenswerte Unternehmen ist das von Herrn Karl Schwarz. Es ist die älteste Er zeugungsstätte und auch heute noch die größte, beschäftigt zehn Leute, hat sich aber infolge der starken Schwankungen im Ab satz von Maultrommeln auch auf die Her stellung anderer Musikinstrumente umge stellt, wie Okarinas und steirische Har monikas. Die Jahreserzeugung in Oberöster reich, die fast ausschließlich von Herrn Schwarz hergestellt wird, liegt bei etwa 270.000 bis350.000 Stück. Exportiert wird in insgesamt 19 Länder. Während früher als Abnehmer die Länder der heutigen Dritten Welt dominierten, geht jetzt nur mehr etwa ein Viertel der Produktion dorthin, und zwar vornehmlich nach Neu guinea, Südafrika und Fidschi-Inseln. Als Abnehmerländer sind in den letzten Jahr zehnten wesentlich stärker hervorgetreten: die USA, Australien, Kanada, England, Frankreich, Italien beziehungsweise West europa im allgemeinen und auch wiederum das Inland. Die Wiederbelebung der Volks musik hat zu einem verstärkten Interesse an Maultrommeln im süddeutschen Raum, in Holland und der Schweiz geführt, wo die Maultrommel zu Hackbrett, Zither und Gi tarre gespielt wird. Farbige Ausführungen werden vor allem nach Sizilien exportiert, eine „Western"-Ausführung mit Leder band usw. nach USA. Dort wurde früher die Maultrommel als „Judenharfe" be zeichnet, weil sie vor allem von Juden ver trieben wurde, heute ist die dominierende Bezeichnung „Kinnladen-Harfe" („jawharp"). Es gibt allerdings starke Schwankun gen. In den letzten Jahren sind die Umsätze zurückgegangen; in den USA vor allem deshalb, weil die frühere englische Produktion aufgekauft wurde, die nun in Amerika selbst betrieben wird. Qualitativ können allerdings die amerikanischen Maultrommeln mit den in Mölln erzeugten nicht konkurrieren, wohl aber zwangs läufig in preismäßiger Hinsicht, weil die Transport- und Zollkosten wegfallen. Alle Abbildungen aus dem Archiv des Österreichi schen Museums für Volkskunde in Wien Fotos: Lichtbildwerkstätte Alpenland, Wien Schreiben von Prof. Dr. Franz Pisecky vom 17. 12. 1984
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