18. Jahrhunderts wirkten im Benedikti nerstift Melk:Pater J. Gaßl, der Maria Antoinette, die im Jahre 1770 auf ihrer Hochzeitsreise nach Frankreich dort über nachtete, zur allgemeinen Bewunderung ergötzte. Bereits 1764 soll sich in gleicher Weise F. Bruno Glatzl (geb. 1721 in Pas sau) vor Kaiser Josef II. produziert haben, worüber ein Gedicht in 1143 Alexandri nern ausführlich berichtet. (Vielleicht han delt es sich dabei um ein- und dieselbe Person?) Zuhörer als Sängerknabe war damals G. F. Albrechtsberger,^° Aev später bekannte Kirchenmusiker und Lehrer Beethovens, den das Gehörte so sehr be geisterte, daß er um 1770 zehn Konzerte für die Maultrommel, Mandoralaute, zwei Violinen und Baß schrieb, von denen je doch nur vier im Musikarchiv des Fürsten Esterhäzy erhalten geblieben sind. Die Maultrommelstimme ist hier konzertant gehalten und verlangt einen geübten Spie ler. Der berühmteste Virtuose auf diesem Instrument war der 1761 in Salzburg in Mittersill geborene Franz Koch,^^ der ein abenteuerliches Leben hinter sich hatte. Zeitweise diente er als preußischer Gre nadier, avancierte zum Kammervirtuosen König Friedrich Wilhelms, bereiste später jedoch fast alle deutschen Höfe, wo er Konzerte gab und dabei Männer wie Klopstock, Herder und Goethe für die Maul trommel begeisterte. Der unglückliche Ch. F. Schubart (1739 — 1791) schreibt in seinen „Ideen zur Ästhetik der Tonkunst" (verfaßt während seiner Festungshaft 1777 bis 1787): „Man spielt jetzt Sonaten, Variationen und was man will auf der Maultrommel. Ja man hat sogar gefunden, daß der Nachhall dieses verachtetsten In strumentes unter die delicatesten Töne der Welt gehöre."®® Maultrommelvirtuosen ließen sich besonders kostbare Instrumen te bauen. Diese hatten Silberfedem und dadurch trugen sie den Ton besser und klangen heller. Mehrere Maultrommeln mit verschiedenen Grundtönen, auf einer gemeinsamen Tragscheibe montiert, er möglichten chromatische Tonfolgen. Bei diesen Garnituren abgestimmter Instru mente ergaben jeweils zwei eine Durton art. Nur durch blitzschnellen Wechsel kam der Übergang in eine andere Tonart zu stande, was große Übung und die Wahl entsprechender Tonstücke erforderte.Der aus Heilbfonn stammende MaultrommelVirtuose Eulenstein war dafür berühmt, daß er sechzehn abgestimmte Instrumente vor sich auf dem Tisch liegen hatte und während des Spiels diese blitzschnell aus tauschte. Der Schriftsteller Julius von Traun®® hat um 1840 Maultrommel-Vir tuosen beobachtet, die mit 24 und noch mehr verschiedenartig gestimmten Maul trommeln abwechselnd spielten.®^ Der geheimnisvoll wispernde magi sche Klang des Instruments wurde bereits früh auch in der Psychotherapie genutzt. So führte der Arzt Friedrich Mesmer^^ seine Wunderheilungen nicht nur mit Hilfe von Magnetismus, sondern auch bei Maul trommelmusik durch. Der romantische F. Keibtinger: Geschichte des Benediktiner stiftes Melk. Wien 1867/68 ^ A. Koczirz: Johann Georg Albrechtsbergers Konzerte für Maultrommel und Mandora. In: Festschrift Hermann Kretzschmar. Leipzig 1918. S. 55 A. Kahlert: Franz Paula Koch, der Mundhar monikaspieler. Mundharmonika (Aura, Brumm eisen, Maultrommel, Trombe). Neue Zeitschrift für Musik. Leipzig 1835. Nr. 51. S. 205/6,209/10 (K) Christian Friedrich Daniel Schubart's Ideen zu einer Ästhetik der Tonkunst. Hrsg. von L. Schu bart. Wien: Degen 1806. (K). S. 333 Julius V. d. Traun (= Schindler 1818 - 1885): Oberösterreich ein Skizzenbild. Leipzig 1848 (K) ^ Steyrer-Zeitung Nr. 11, 1950 H. Ullrich: Maria Theresia Paradis und Dr. Franz Mesmer. In: Jahrbuch für Geschichte der Stadt Wien Bd. 17/18. 1961/62. S. 149-188.
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