OÖ. Heimatblätter 1986, 40. Jahrgang, Heft 1

,eaKmflr' ,£/ditl' tcji/fimrIUmui ' ' ' ^ MaulfnmmHftnatn. Maultrommelformen. 1 — 4 aus Mölln, 5 aus dem Salzburger Museum (Zeichnung: Klier). Aus verschiedenen Quellen geht her vor, daß es Maultrommeln verschiedener Größe aus Eisen und Messing gab, mit den Bezeichnungen „Stroh", „Pilsen-", „Schlüssel-" und „Steyermärker"-Trommel. Auch solche mit doppelten Zungen wurden erzeugt-^® In der Volksmusik^® beim „Gaßlgehn" begann die Maultrommel eine be sondere Rolle zu spielen. Sie hieß deshalb im Salzburgischen auch „Mentschafänga" und im Steirischen „Diandllocka". Meh rere Burschen rotteten sich zusammen und zogen vor die Fenster hübscher Mädchen, wo sie mit „Gaßlreimen" diese ans Fenster zu locken versuchten. Dann sollte die Maultrommel mit ihrem Summen und Brummen die Mädchen schwach machen, das Fenster zu öffnen. In einem Vierzeiler der Ostalpen singt das wartende Dirndl in der Sennhütte: 1 woaß net, glumpazt die Glocken, Oder topfazt der Schatten, Oder mungazt die Kuah, Oder maultrommelt mein Bua? Eine Redensart aus dem Salzkammergut besagt: „Um der Maultrommel willen ver läßt das Weib den Lotter!" A. Kahlert be richtet nach Konrad Mautner, daß es im Salzkammergut wiederholt Verbote der Behörden gegen das Spielen solcher die Unsittlichkeit fördernden Instrumente ge geben haben soll, um die Mädchen nicht der Verführung auszusetzen.^^ Während des 19. Jahrhunderts wurde die Maul trommel beim „Fensterin" immer mehr von der Mundharmonika verdrängt. Die Volkskundler haben in den Alpenländern solche von der Maultrommel begleitete Liebeslieder leider nicht mehr aufzuzeich nen vermocht, wohl aber Bela Bartök, der in seiner „Volksmusik der Rumänen von der Mara mures" Melodien der Drimba (Maultrommel) veröffentlichte. Erst in jüngster Zeit findet das Instrument in der bäuerlichen Hausmusik wieder Verwen dung, zum Beispiel durch das Maultrom melduo Mayr von Au, das 1966 bei „Ariola" sogar eine Schallplatte herausbrachte. Auch an den Lagerfeuern der Pfadfinder findet es als Begleitinstrument oft Ver wendung. In der höfischen Musik seit dem aus gehenden 17. und im Verlauf des 18. Jahr hunderts gewann die Maultrommel immer mehr an Bedeutung. Sie gehörte genauso wie die heute nahezu vergessene Glas harmonika, Nagelgeige und Drehleier zu den beliebtesten Konzertinstrumenten. Beim historischen Konzert von 1643 in Nürnberg, von J. M. Dilher und S. T. Staden, spielten bei der „weltlich irregu lären Musik" auch Maultrommeln mit. Bedeutende Maultrommelvirtuosen^® des Vgl. Handwerksordnung vom 15. Okt. 1679. Pkt. 15 K. M. Klier: Volkstümliche Querflöten und die Maultrommel in den österreichischen Alpen. In: Beethoven-Zentenarfeier. Wien 1927. S. 375 ff. Vgl. auch Fußnote 5 A. Kahlert: In: Neue Zeitschrift für Musik. Leip zig 1835. S. 205 Nachlaß Klier (Stadtarchiv Linz CVII 11. Sch 39/5), Maultrommel-Virtuosen No. 30 - 36: Deichmüller, Eulenstein, Gebauer, Bruno Glatzel, Grillbauer, Franz Koch, Dr. Kosmeli, Kunert, Joseph Schnepfleitner, Carl Julius Weber.

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