OÖ. Heimatblätter 1986, 40. Jahrgang, Heft 1

Sozialismus im Stift Wilhering.'* Noch am Tag der Annexion, dem 12. März 1938, wurde er in Gramastetten verhaftet und ins Bezirksgericht Ottensheim eingelie fert, nach langen Verhören am nächsten Tag aber wieder freigelassen. Er durfte allerdings nicht mehr nach Gramastetten zurück, sondern mußte sich in seinem Hei matkloster dauernd der Polizei zur Ver fügung halten. Am 16. März wurde er offi ziell seines Kooperatorpostens in Grama stetten enthoben. Am 25. März war eine Gramastettner Nazidelegation beim grei sen Abt Gabriel Fazeny (1915 - 1938) in Wilhering, die ihm deutlich machte. Just hätte für den Fall, daß er in Gramastetten noch einmal gesehen würde, mit der Ver haftung und dem Abtransport nach Da chau zu rechnen. Inzwischen sammelte man in Gramastetten weiter Material gegen Just und schreckte nicht einmal davor zurück, Schulkinder zu verhören. Am 10. Jum 1938 wurde er endgültig ver haftet und von Wilhering in das Polizei gefängnis Linz gebracht.® Die Überstel lung nach Dachau erfolgte am 25. Juli * Insgesamt wurden 9 Patres inhaftiert; Abt Dr. Bernhard Burgstaller starb am 1. 11. 1941 an Hunger im Zuchthaus Anrath bei Krefeld im Rheinland; das Stift war vom 16. 11. 1940 bis Kriegsende aufgehoben (vgl. Nimmervoll, a.a.O.) ® F. Robert Kepplinger (Pfarrer in Gramastetten von 1913 bis zu seiner von den Nazis erzwungenen Absetzung am 16. Juni 1938) schrieb in die Pfarr chronik: „Um den 10. Juni wurde P. Konrad wie der in das Gefangenenhaus in Linz eingeliefert u. in strenger Haft gehalten. Ob er in das Konzen trationslager kommt, ist noch ungewiß. In der An klage heißt es, daß die Pfarrbevölkerung wün sche, daß P. Konrad nach Dachau komme, auch seien seine Predigten von den Leuten gemieden worden. Gerade das Gegenteil ist wahr. Und erst jetzt kann man allgemein hören, was P. Konrad vom Nationalsozialismus gesagt hat, das ist genau eingetroffen." (Pfarrchronik. S. 196) I Jusr (4. V. rechts) im Kreise ehemaliger Mithäftlinge zusammen mit Landeshauptmann Dr. Heinrich Gleißner.

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