OÖ. Heimatblätter 1986, 40. Jahrgang, Heft 1

Maultrommelspielender Bauer gezogen werden, desto höher ist der Ober ton, der hervortritt. Man verwendet also dieselbe Technik wie beim zischenden Pfeifen mit zusammengepreßten Zähnen. Die so verstärkten Obertöne bilden die Me lodie, immer klingt der Grundton als Or gelpunkt mit. Die Melodieobertöne sind nicht ganz rein; außer dem Grundton klingen immer auch andere Obertöne leise mit. Dadurch erhält die Maultrommelmu sik ihren seltsam verschwommenen sum menden Klang. Der Grundton selbst ist von Länge und Gewicht der Feder abhängig, kleine Tonhöhekorrekturen erreicht man durch Aufbringen von Siegellacktröpfchen auf der Zunge. Die drei itefsten Töne der Obertonreihe können nicht gebildet wer den, da die Mundhöhle als Resonanzraum zu klein ist, vom 6. Teilton an ist eine diato nische Melodiebildung möglich (ähnlich dem Clarinblasen der Trompete). Fehlende Töne kann man in schnellen Passagen durch Druck der Zunge gegen den Gaumen (wie beim Buchstaben K) ersetzen. Das Non-Legatospiel wird erreicht durch Zupfen jedes einzelnen Tones oder durch Trennen der Tonfolge mittels Ausund Einatmens, beim Pizzicato wird ent weder die Schwingung der Feder mit der Zunge abgefangen oder das Instrument statt an die Zähne nur an die Lippen gesetzt, bei Legato, Vorschlag und Pralltriller wird der Mundhohlraum bei schwingender Fe der variiert. Am besten eignet sich Musik, die hauptsächlich im Dreiklang bleibt und nur wenige Durchgangsnoten besitzt. Nie wird ausdrucksvolle Musik, langsam vor getragen, ihre Wirkung verfehlen. Bereits im Jahre 1817 erschien in den „Vaterländischen Blättern"" in einem Artikel über die „Maultrommelmachergenossenschaft Mölln" auch eine Beschrei bung über das Spielen mit dem Instru ment: Die Zahnreihen werden leicht ge öffnet, die beiden Bügelenden je an die obere und untere Zahnreihe angepreßt, sodaß die federnde Lamelle frei durch schwingen kann. Durch Veränderung des vom Mund gebildeten Hohlraumes entsteht eine bescheidene Tonreihe. Die Maultrom mel ist das Instrument der Einsamen; in der Holzknecht- und Jägerhütte, auf der Alpe oder vor dem Fenster des Mädchens ertönt sie. K. M. Klier schildert uns anschaulich den Produktionsvorgang bei der Herstel lung von Maultrommeln, wie er ihn ver mutlich seihst um 1925 in Mölln in Au genschein genommen hatte und diesen auch photographisch im einzelnen doku mentieren ließ. Auch im Österreichischen Volkskundemuseum in Wien existiert ein Schaukasten, der die HerstellungsvorgänVaterländische Blätter. Wien 1817 (Nr. 75). Wei tere Beschreibungen der Spielweise von H. Scheibler und G. Weber in: Die Aura. Allge meine Musikzeitung. 1816. Sp. 505 tf. und: Die Aura. Cäcilia. 1827. S. 49 ff.

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