trommelmacher verarbeiteten auch Mes sing, nicht nur Eisen und Stahl wie Hufund Sensenschmiedc. Allein schon aus diesem Grund begehrten sie von diesen ihre Selbständigkeit.) Wesenthch leichter hatten es jene neuen Gewerbe, die mit keinem bisher geübten eng zusammen hingen, zum Beispiel die Rauchfangkehrer, die erst mit den schliefbaren Kaminen der Barockpaläste auftauchen und fast gleichzeitig mit den italienischen Bau meistern aus Oberitalien (Tessin) hier seß haft werden, oder die „Perückenmacher", ebenfalls meist eingewanderte Franzosen oder Itahener (wobei diese Bezeichnung im Russischen für den „Friseur" Eingang fand). Das Problem der Neuentstehung ei ner Zunft läßt sich am Fall der Maultrommelmacher deutlich machen und ist beispielhaft für einen solchen Prozeß. Überraschend dabei erwies sich aber auch die Überlebensfähigkeit dieser Organisa tionsform, die zu einem Zeitpunkt gebo ren wurde, als die herrschende Wirt schaftslehre des Merkantihsmus Zünfte im Exportgewerbe wegen ihrer Monopole und Beschränkungen bereits für äußerst schädlich hielt. Aber diese Organisations form paßte sich allen wirtschaftspoliti schen Strömungen geschickt an, trat be reits im ausgehenden 18. Jahrhundert auch unter der Bezeichnung „Innung" auf und nahm in der liberalen Epoche des 19. Jahrhunderts den Namen „Werksgenos senschaft" an und überdauerte so bis 1938.1 Im folgenden werden zunächst die Voraussetzungen in Form einer Beschrei bung des Instrumentes und seiner histo rischen Entwicklung geschildert, dann die Entstehung der Zunft und der Inhalt der Handwerksordnung und zuletzt die weite re Entwieklung dieses Handwerks in Mölln bis zur Gegenwart dargestellt. Das Instrument und seine Geschichte Vibrierende Stäbe zur Tonerzeugung (z. B. Schwirrhölzer der Schamanen) in Verbindung mit der Verwendung der Mundhöhle als Resonanzraum ergeben das urtümliche Instrument einer Maul trommel. ^ Die ursprüngliche Form war die Bambusmaultrommel, die heute noch in Südostasien, Indonesien und Ozeanien verbreitet ist. Aus einem Bambusstück wird eine Kammer ausgeschnitten, deren breite Öffnung an die Lippen gepreßt, Töne hervorbringt. Im gegenüberliegen den schmalen Schlitz kann ein dünner Bambusspan vibrieren; wenn er am her ausragenden zweiten Ende mit dem Finger gezupft wird, können seltsam schwirrende Geräusche entstehen. Ursprünglich glaub te man, damit Geister verscheuchen zu können. Auch die aus Eisen oder später Stahl hergestellten Maultrommeln sind vermutlich ebenfalls asiatischen Ur sprungs.^ Diese ersten, sogenannten Bü gelmaultrommeln fanden in Vorderin dien, Ost-, Nord-, Zentral- und West- ^ Vgl. dazu K. Phbram: Geschichte der österreichi schen Gewerbepolitik von 1740 - 1860. Leipzig 1907. J. Slokar: Die Anfänge kollektiver Selbst hilfe beim Gewerbe und die erste gewerbliche Genossenschaft in Österreich. In: Mitteilungen des Österr. Staatsarchivs. Bd. 13. S. 451 -456. 2 Grundlegend hiezu siehe J. Klima: Die Maul trommel. München 1967. Ders.: Spielanleitung für die Maultrommel. München 1967. G. Weber: Die Aura, akustisch und harmonisch betrachtet. Cäciha IV. S. 49 (K). W. L. Schmidt: Die Aura der Mundharmonika (Brummeisen) als musi kalisches Instrument dargestellt. Quedlinburg 1840 (K). P. de Wit: Die Geschichte der Maul trommel. In: Zeitschrift für Musikinstrumenten bau 46. Jg., Nr. 2. (K). Weiters stand mir im Nachlaß K. M. Klier umfangreiches Material zur Geschichte der Maultrommel zur Verfügung. Vgl. Fußnote 45 zit. (K). 3 C. Sachs: Die Maultrommel. In: Zeitschrift für Ethnologie. Jg. 1917. Berhn S. 185 ff.
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