Geburt und auf die nur tausend Jahre währende Periode in dieser Stadt, von 1938 - 1945, sind also sicher nicht ange bracht. Ja zur eigenen Geschichte! Wie aber können wir wissen, wer wir sind, wenn wir unsere Vergangenheit nicht kennen?^ Geschichte ist keine Schultafel, auf der man Fehler einfach auslöscht, jede Ge schichte ist auch Menschenschicksal! Dazu meint der Historiker und österreichische Bundeskanzler Fred Sinowatz in seiner Regierungserklärung vom 31. Mai 1983: „Die Stellung zur eigenen Kultur und zur eigenen Geschichte macht erst den wahren Menschen aus. Und einer, der sie sich anzueignen versteht, wird niemals unmün dig und unfrei sein." Daran will ich acht Thesen knüpfen: 1. Bürgerbeteiligung an unserer Ge schichte ist vonnöten 2. Befassen mit eigener Geschichte ist Mittel zur eigenen Emanzipation 3. Republikaner und Demokraten er kennt man an ihrem Geschichtsbewußt sein 4. Geschichtslosigkeit nach 1945 war Ausdruck kultureller und politischer Heimatlosigkeit 5. Demokratisches Geschichtsverständnis zielt nicht auf Verurteilung oder Recht fertigung des Geschehenen ab, sondern auf Verständnis der seinerzeitigen Fehl einschätzungen 6. „Koalitionsgeschichtsschreibung" dul dete keine kritische Forschung 7. Geschichte kann für manche auch be unruhigend und gefährlich werden 8. Geschichtsforschung und Geschichts kenntnis sind Mittel zur Politischen Bil dung Zum neuen „Braunauer Album'* Der Bezirk Braunau ist in der glück lichen Lage, über eine stattüche Anzahl an aktiven Heimatforschem zu verfügen. Hervorragende Persönlichkeiten haben sich einer großen Aufgabe verschrieben: mit dem strengen Blick des Forschers die Geschichte ihrer eigenen engeren Heimat zu untersuchen und unbestechlich zu do kumentieren. Da gibt es kein Ausblenden, kein Ausradieren, kein Totschweigen, kein Überblättern unliebsamer Ereignisse im Album der Geschichte. Hier gilt wahr lich die Devise: „Grabe, wo Du stehst" - hier wird eigene Geschichte aufgearbeitet. Der Konsulent der oberösterreichi schen Landesregiemng Max Eitzlmayr hat sich als Stadthistoriker von Braunau einen Namen gemacht. Er sieht historische Spurensuche und Spurensichemng als sei ne Aufgabe an. Nicht nur als unermüd licher Führer durch diese wunderschöne Stadt, mit der ihn eine große Liebe ver bindet - sondern auch als Verfasser ge diegener Publikationen zur Geschichte der Stadt und des Bezirkes. Die beiden jüngsten will ich erwähnen. Es ist die neu erstandene Zeitschrift „Bundwerk"® und das großartige „Braunauer Album". Mit diesem Buch wird ein für die Stadt und das ganze Land bedeutsamer Markstein im ausgehenden Jahr der Zeitgeschichte ge setzt. Es ist eine kulturelle Tat, zinsen bringendes Kapital auch für die Zukunft! Das Buch hat tatsächlich das Format eines großen Fotoalbums, es ist im besten Sinne des Wortes ein „Bilder"-Buch. Der Autorhatin verdienstvoller Weise das Bild, auch das Amateurfoto, als historische ® Die Mutter Joad in dem Film „Früchte des Zorns", (1940). Regie: Henry Fonda. ® Schriftenreihe des Innviertier Kulturkreises. Nr. 1. Braunau 1985.
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