OÖ. Heimatblätter 1986, 40. Jahrgang, Heft 1

Daß trotz aller der widrigen Umstän de nun doch die auf eine Architektur-Ab teilung geschrumpfte TH Linz eröffnet wurde, ging, wie im April 1944 Rudolf Mentzel vom REM feststellte, weniger von einem konkreten Bedarf aus, sondern war vielmehr ein politischer Akt.®" Die spärliche Kulisse der 12 inskribierten Hö rer wurde durch außenstehende Hoch schüler und Gäste verstärkt, die in 40 Autos und 12 Autobussen herbeigebracht wurden.®^ Dem Unterrichtsbetrieb, der danach aufgenommen wurde, lag ein Vorlesungs und Übungsplan mit folgendem Aussehen zugrunde: Darstellende Geometrie, Zeichnen und Modellieren, Baugeschichte (Formenlehre), Entwerfen einfacher Bauten (f. d. 3. Se mester), Baustoffkunde, Chemie und Physik.®^ Mit dieser Sparvariante war Hitler aber nicht ganz zufrieden. Man würde meinen, daß zu diesem Zeitpunkt Hitler mit weit wichtigeren Dingen beschäftigt war, doch Anfang 1944 läßt er Eigruber fragen, warum denn nicht auch Möglich keiten für das Bauingenieurstudium ge schaffen worden seien. Jost, der von diesem Schreiben in Kenntnis gesetzt worden war, beeilte sich sofort mit Über legungen, welche Veränderungen m der Studienordnung erforderlich wären, um eine raschest mögliche Installierung einer entsprechenden Abteilung zu ermögli chen. Er gelangte zur Ansicht, daß ein Be ginn mit Sommersemester 1944 realistisch sei. Die meisten der erforderlichen Lehr kräfte befänden sich in der Architektur abteilung und mit der Ausweitung ihrer Lehraufträge einverstanden. Lediglich die Fächer Maschinenkunde, Vermessungs lehre, Technische Mechanik und Festig keitslehre wären mit neuen Lehrkräften zu besetzen.®® Doch erst im Oktober 1944 wurde die Frage der Bauingenieurabteilung po sitiv entschieden. Sowohl die Parteikanzlei wie auch das Finanzministerium sprachen sich für deren Errichtung aus. Was die neu einzustellenden Lehrkräfte anlangte, nannte Jost die Namen Reinitzhuber, Sie gel und Starke, sowie Hanson aus Stutt gart. Der für Vermessungskunde vorge sehene Treml sollte durch Dipl.-Ing. Sing ersetzt werden.®^ Anfang 1945 erhielt Jost vom REM die Mitteilung, daß sich der Finanzminister einverstanden erklärt hat „. . . für die Technische Hochschule Linz im Reichshaushalt für 1944 (muß richtig heißen: 1945) Planstellen für 17 ordent liche und 8 außerordentliche Professuren aufzubringen und ebenso die Mittel für 16 wissenschaftliche Assistenten." Man war sich darüber im klaren, diese Stellen zur Zeit nicht alle besetzen zu können, doch galt es dabei „den späteren Rahmen der Hochschule schon jetzt festzulegen."®® Am 12. Februar 1945 richtete Rek tor Jost an Eigruber einen Brief, in dem er diesem mitteilte, daß er das Ende des Wintersemesters 1944/45 mit dem 28. 2. festsetze. Aufgrund der allgemeinen, dem Ende zustrebenden Situation, sah Jost auch die jederzeitige Schließung vor dem BÄK, R 21, Bd. 488. Schreiben von Ministerial direktor im REM Rudolf Mentzel an Bormann vom 18. 4. 1944 Paulus Nimmervoll. a. a. O. S. 50. Lt. Münchner Neueste Nachrichten waren es bei der Eröf&iung 18 Studenten, die mit dem Architekturstudium begannen. Münchner Neueste Nachrichten vom 28. 11.1943 BAlK, R 21, Bd. 488. Schreiben von Jost an Prof. Nipper im REM vom 8. 2. 1944 ebda. Aktenvermerk im REM vom 28. 10. 1944 65 ebda. Schreiben von Nipper an Jost vom 8. 1. 1945

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