OÖ. Heimatblätter 1986, 40. Jahrgang, Heft 1

Wissenschaft, Erziehung und Volksbil dung (REM), das erst drei Wochen nach der Verständigung Bürckels über die Er richtung einer TH in Linz von dieser Tat sache in Kenntnis gesetzt wurde, arbeitete zuerst einen umfassenden Plan aus. Es nimmt nicht Wunder, weim er, genauso wie die willkürliche Absicht der Errich tung der Hochschule selbst, keinerlei fun dierte, auf einschlägigen Bedürfnissen ba sierende Grundlage hatte. So waren der Planung nicht weniger als 1.500 Studenten zugrunde gelegt, eine Zahl, die um ca. 15 % über jener der im Wintersemester 1938/39 an der TH Wien Studierenden lag.2i An fünf Fakultäten sollten 42 Or dinariate, 11 Extraordinariate und 14 Lehraufträge bestehen. Die daraus ent stehenden Kosten wurden mit 1,365.975 RM, wobei die Kosten für das technische Personal, die Beheizung, Reinigung, Be leuchtung etc. nicht berücksichtigt waren, präliminiert. Was die bauliche Planung betraf, war vorgesehen, daß auf den von Architekt Dipl.-Ing. Hanns Dustmann zu schaffenden Grundlagen, unter Hinzu ziehung der Architekten Paul Schmitthenner (er war Prof. für Baugestaltung an der TH Stuttgart) und Wilhelm Jost (er war Architekt und Rektor an der TH in Dresden) ein Vorentscheidungsentwurf erstellt werden sollte.^^ Als die zuständi gen Sachbearbeiter für die TH Linz im REM, Prof. Dr. Nipper und der spätere Kurator Breuer am 24. und 25. März in Linz weilten und mit Breitenthaler ein schlägige Gespräche führten, wurden ih nen bereits Entwürfe von Architekt Paul Theer vorgelegt, die die Verbauung des Petrinumsgeländes vorsah. Nach ihrer Unterredung in Linz fuhren die REMBeamten nach München zu Architekt Ro derich Eick, der in diesen Tagen von Hitler zum Reichsbaurat für Linz ernannt wor den war. Auch er gab dem Petrinum gegen über anderen in Diskussion stehenden Varianten (Schloßkaseme sowie Gelände bei St. Magdalena) den Vorzug, hielt aber die Entwürfe von Theer für ungeeignet. Am 30. März, als Eick die Pläne mit Hitler besprach, entschied dieser, die TH Linz endgültig auf dem Gelände des Petrinums bauen zu lassen. Trotz dieser Entschei dung fand der, vom Reichsminister Rust ins Auge geftißte Spatenstich am 19. April 1939, am Vorabend des „Eührergeburtstages", nicht statt. Von den in der zweiten Hälfte 1939 angefertigten Plänen der Architekten Jost, Schmitthenner und Dustmann erhielt An fang 1940 der Entwurf von Jost die Zu stimmung Hitlers. Dustmann, der sich bis dahin mit den Umbauplanungen des Pe trinums beschäftigt hatte, kam zum Schluß, daß durch verschiedene Adaptierungen (Bau einer Zentralheizung, Auswechslunder Holzdecken, InstalUerung sanitärer Einrichtungen) das Petrinum in die Pla nung einbezogen werden konnte.^a Unter dieser Berücksichtigung sollte das Gebäu de in Josts Entwürfen die Architekturund Bauingenieur-Fakultät aufnehmen. Der Westfeldzug verzögerte erneut den Fortgang der Hochschulplanung. Erst nach dem Waffenstillstand verstärkten sich wieder die Bemühungen um einen Baubeginn. Am 25. Juni 1940 ist in einem Führererlaß betreffend die Neugestaltung der Reichshauptstadt Berlin zu lesen; „Berlin muß in kürzester Zeit durch seine bauliche Neugestaltung den ihm durch die Größe unseres Sieges zukommenden AusAn der TH Wien studierten im WS 1938/39 1287 Studenten wieAnm. 15 23 BÄK, R 2, Bd. 12521

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