OÖ. Heimatblätter 1986, 40. Jahrgang, Heft 1

xion Österreichs und der Tatsache, daß Linz zu Hitlers näherer Heimat zählte, wurden die Absichten zur Gründung einer Technischen Hochschule Linz wieder auf gegriffen. Maßnahmen zur Gründung der TH Linz nach der Annexion 1938 Nach Hitlers Linzbesuch im März 1938 wurde Gauleiter Josef Bürckel im Auftrag des Reichsleiters Martin Bor mann von Hitler in Kenntnis gesetzt; „Der Führer hat am 22. Oktober 1938 ent schieden, daß die deutsche technische Hochschule, die sich jetzt in Brünn befin det, nach Linz verlegt werden soll."^ Eine der ersten Reaktionen auf diese Absicht Hitlers kam vom Landesstatthal ter Oberdonau, Karl Breitenthaler, der am 30. Oktober 1938 in einem Brief an Hitler (seinen eigenen Einfluß überschätzend) formulierte: „Am gestrigen Tage erreichte uns die Mitteilung, daß Sie durch Anord nung der Verlegung der Brünner Technik nach Linz die von mir namens meiner Vaterstadt gestellten Bitte erfüllt haben."® Neben dieser, lokalpatriotisch motivierten Befürwortung, wandte sich die „Deutsche Studentenführung in Brünn" an Bürckel um gegen diese Hochschulverlegung auf zutreten, weil diese einen „ungeheuren moralischen und wirtschaftlichen Scha den" anrichten würde.® Die Absicht, die Prager und Brünner Hochschulen nach Deutschland zu verlegen, bestand bis Ende Oktober, Anfang November 1938. Danach, so mutmaßte der Reichsamtslei ter des Nationalsozialistischen Deutschen Dozentenbundes (NSDDB) Walther Schnitze in einem vertraulichen Brief an die Dozentenbundführer, wurde „offen bar aus politischen Erwägungen heraus die Entscheidung abgeändert".^® Konkret wurde von Hitler am 14. November diese Absicht revidiert und be stimmt: „Unabhängig davon jedoch (soll) in Linz eine Technische Hochschule er richtet werden."^^ Nach zwei Wochen wurde von Bürckels Reichsamtsleiter Hoffmann mitgeteilt, daß „der Führer ent schieden hat, daß die technische Hoch schule in Brünn verbleibt."'® Der Gauleiter von Oberdonau, Au gust Eigruber, der nun mit der Frage der Standortwahl konfrontiert war, schrieb an Bürckel, daß lediglich das Petrinum, als das größte Gebäude der Stadt, in der Lage wäre, die zukünftige TH Linz aufzuneh men. Zu diesem Zeitpunkt, Herbst 1938, befanden sich aber bereits die Wehrer satzinspektion sowie andere militärische Einrichtungen in diesem Gebäude, sodaß zuerst deren Absiedlung erforderlich war. Aus diesem Grund bat er Bürckel bei General Wilhelm List, dem Kommandie renden der 5. Heeresgruppe, einen be schleunigten Ab2aig zu erwirken.'® Die Enteignung des Petrinums Das Petrinum (Baubeginn 1895) war im Besitz des Bischöflichen Ordinariats Linz. Es beherbergte ein achtklassiges Gymnasium sowie Wohnmöglichkeiten für die Studenten des Priesterseminars. Nach der Aimexion Österreichs bean- ^ AVA, Reichskommissar (Rk) Bürckel, 2562/6, Schreiben vom 24. 10. 1938. »BÄK, R 43 II, Bd. 1178 ®BAK, R 43 II, Bd. 1178. Rundschreiben Nr. 56/38 vom 18. 11. 1938 '0 BÄK, R 43 II, Bd. 1178, Rundschreiben Nr. 56/38 vom 18. 11. 1938 " vgl. dazu auch BÄK, R 43 II, Bd. 1178. Schnell brief des Reiehsministers Bernhard Rust an den NS Dozentenbund (NSDDB) vom 14. 12. 1938 AVA, Rk Bürckel, 2462/6, Schreiben vom 29.11. 1938 ebda., Schreiben vom 3. 11. 1938

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