OÖ. Heimatblätter 1986, 40. Jahrgang, Heft 1

Zu den Versuchen der Errichtung einer Technischen Hochschule in Linz (unter besonderer Berücksichtigung des Zeitraums 1938 -1945)^ Von Willi Weinert Zu Hitlers besonderen Lieblingspro jekten zählte die Neugestaltung von Linz. Seiner „Jugendstadt", für die er schon als Achtzehnjähriger Skizzen für ein Opern haus und eine Tonhalle schuf, der über haupt ein Großteil der von ihm erstellten Architekturskizzen und -pläne galten, wid mete er sich bis zuletzt. Es ist bekannt,daß er mit dieser außergewöhnlichen Aufmerk samkeit die Absicht verfolgte, Linz so zu fördern, damit diese Stadt dereinst Wien den Rang ablaufen sollte.^ Nichts verdeutlicht den irrealen Stel lenwert dieser Stadt bei Hitler so deutlich wie die Tatsache, daß er sich noch nach dem Februar 1945, als die Rote Armee bereits die Ostgrenze des „Dritten Rei ches" überschritten hatte und die ameri kanische Luftflotte nahezu ungehindert strategische Ziele in Österreich angriff, im Berliner „Führerbunker", viele Meter unter dickstem Stahlbeton mit dem Mo dell der Verbauung des Linzer Donau ufers beschäftigte. Sogar mit kleinen Scheinwerfern, die die Sonne simulieren sollten, war dieses Modell ausgestattet, das von Hermann Giesler, einem der „Stararchitekten" Hitlers, gebaut worden war.3 In der Frage der Technischen Hoch schule bestätigt sich Jost Dülffers Ver mutung, daß „die Pläne für Linz . . . stär ker noch als die Aufgabenstellungen in an deren Städten Hitlers ureigenste Sache ge wesen sein (dürften). Längst als er an den anderen Projekten und an der Außenwelt sein Interesse verloren hatte, waren die Modelle von Linz, die ihren Platz im Bun ker der Reichskanzlei gefunden hatten, ein Aufenthaltsort, an dem er allein oder mit Giesler gern verweilte und seinen Vor stellungen nachhing.'"* Die Anfänge der Gründungsbestrebungen 1869 - 1919 Daß sich heute die Universität Linz Johannes-Kepler-Universität nennt, ver- * Dieser Artikel ist Teil einer umfangreicheren Ar beit über die „österreichischen Hochschulen 1938 - 1945". Ein Artikel erschien bereits in der Festschrift zum 20jährigen Bestehen des Doku mentationsarchivs des österreichischen Wider standes unter dem Titel: „Die Maßnahmen der reichsdeutschen Hochschulverwaltung im Bereich des österreichischen Hochschulwesens nach der Annexion 1938", in: Helmut Konrad, Wolfgang Neugebauer (Hg.): Arbeiterbewegung, Faschis mus, Nationalbewußtsein. Wien 1983. 2 Brief von Reichsleiter Martin Bormann an Gau leiter Fritz Sauckel vom 10. 8. 1940. Bundes archiv Koblenz (BÄK), R 43 11, Bd. 1178. ^ Ein anderer Hitler. Bericht seines Architekten Hermann Giesler. Leoni am Starnberger See 1977. S. 74 * Hitlers Städte. Baupolitik im Dritten Reich. Eine Dokumentation von Jost Dülffer u. a. Köln, Wien 1978. S. 253

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