OÖ. Heimatblätter 1986, 40. Jahrgang, Heft 1

Vertreter einer Dialektologie, die sich gleichsam selbst überlebt hat und mit dem Abschied Kranzmayers von der Universität Wien auch ihr Ende findet. Der auch nur kurze Blick aus dem altmundartlichen Glashaus macht Ende der sechziger Jahre die alleinige Beschäftigung mit Holzpflügen und Lautaltertümem^s endgültig fragwürdig. Der Vollständigkeit halber sei hier ün Rahmen der sechziger Jahre auch einer der ganz wenigen dialektologischen Beiträge zu Oberösterreich aus einem Gebiet außerhalb des deutschen Sprachraums genannt. Als ein Kapitel behandelt R. E. Keller in einem Reader zu den deutschen Dialekten (62) auch Oberösterreich. Aufbauend auf der ihm zur Verfügung stehenden Literatur gibt er einen Abriß von Phonologie und Morphologie und zur Veranschaulichung für das englischsprachige Publikum ein Gedicht von Karl Mayer-Freinberg. Nach dem Ende der Ära Kranzmayer öffnet sich die Dialektologie an der Uni versität Wien unter Kranzmayers Nachfolger Peter Wiesinger auch anderen Lehrmei nungen, weicht aber weiterhin nicht vom primär empirischen Weg ab, der in der Lin guistik der siebziger Jahre lange Zeit einer verherrlichten Theorieseligkeit gegenüber steht. So entstehen weiter materialintensive Hausarbeiten, z. B. eine rein lexikographi sche Arbeit zu Bad Goisem, Bez. Gmunden (63), eine Lautlehre alten Stils zu Altenhof, Gde. Gaspoltshofen, Bez. Grieskirchen (64), eine Phonologie von Neumarkt ün Mühl kreis, Bez. Freistadt (65) und eine diaphasische Untersuchung zu Steinhaus, Bez. Wels-Land (66), und zwei Dissertationen, von Barbara Moser zu Ebensee, Bez. Gmun den (67), und von Hermann Scheuringer zum unteren Innviertel, Bez. Schärding (68). Peter Wiesinger, der in bezug auf Oberösterreich v. a. namenkundlich arbeitet, veröf fentlicht 1980 einen zusammenfassenden Aufsatz zur Dialektgeographie des Inn vierteis (69) und einen Beitrag zur historischen Dialektologie von Oberösterreich (70). Der Verfasser des vorliegenden Beitrags hat die Ergebnisse seiner Dissertation im Rahmen mehrerer Tagungsbeiträge, eingebettet in theoretische Fragestellungen der Linguistik, einem größeren Publikum bekannt gemacht, so z. B. auf der 2. Bayerisch-Österreichi schen Dialektologentagung 1983 (71) und — in dieser Zeitschrift — auch versucht, mit einem Überblicksartikel zu Dialektologie in Oberösterreich auch im Lande selbst für den Bereich Sprache wieder Interesse zu erwecken (72). In diesem Sinne sei auch der vor liegende Beitrag zu verstehen. Unbelastet von einer fast hundertjährigen dialektologischen Tradition wie an der Universität Wien, konnte man an der jungen Universität Salzburg ohne Hindemisse die seit den siebziger Jahren auch ün deutschen Raum einflußreiche Soziolinguistik rezi pieren und verwerten. So entstand unter der Leitung von Ingo Reiffenstein^" das so genannte Ulrichsberg-Projekt, in dem auf der Materialgrundlage von Ulrichsberg, Bez. Rohrbach, Teilbereiche von Dialektgebrauch wie Dialektwandel, Dialektabbau und Einstellung zu Dialekt untersucht wurden. Nach schon vorher erschienenen Zwischen berichten gibt Andreas Weiss 1982 eine ausführliche Zusammenfassung des Projekts (73), und als neueste und hervorragende Arbeit daraus erscheint 1985 eine Arbeit von 29 Als Rezension zu einer der letzterwähnten Arbeiten vgl. Lipold (1976): . . nur sprachliche Raritäten sind B(urgstaller) für seine Arbeit gut genug." 99 Ingo Reiffenstein ist auch Obmann der Kommission für Mundartkunde und Namenforschung der öster reichischen Akademie der Wissenschaften.

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