Dissertation hervorgegangene Arbeit von Georg Weitzenböck zur Mundart von Mühl heim, Bez. Ried i. I. (43). Sie ist zwar sorgfältig gearbeitet,basiert aber auf dem Sprachstand der 1880er Jahre und steht somit in einer fatalen Abfragetradition, die über Jahrzehnte hinweg nur die (ur)alte, bäuerliche und immobile Gewährsperson in den Mittelpunkt rückt und so eine anachronistisch-verklärende Sicht auf den „reinen" (?) Dialekt fördert.^s Nach der unter Pfalz erarbeiteten Dissertation von Irmengard Peller über die Syntax der Mundart des Traunseegebietes (44) und einer mehr volkskundlichen Dissertation von Rudolf Scheitl über Oberhofen am Irrsee (45), mit der die Tradition der seitenweisen Worterklärungen in dialektologischen Dissertationen anfängt, beginnt 1950 die Zeit der unter Kranzmayerscher Anleitung entstandenen Dissertationen. Als erste zu Oberösterreich legt 1953 Franz Pree seine Arbeit über das untere Mühlviertel vor (46), der 1957 eine Arbeit von Josef Hofmann über Bad Ischl folgt (47), die - ehr licherweise - noch im Titel anführt, was in späteren Jahren in diversen Ortsmonogra phien gang und gäbe wird, nämlich ein überproportional großer, wohl auch das heimattümelnde Interesse des Doktorvaters befriedigender Vorspann zu Volks- und Sach kunde, Brauchtum und altbäuerlicher Lebensweise. 1961 beginnt die „Hochblüte der Ortsmonographie" mit Alois Brandstetters Dissertation über seinen Heimatort Pichl bei Wels (48), in der er neben Ausführungen zu Lautlehre und Syntax mehr als die Hälfte der Arbeit der Aufzählung heimischen Wort schatzes nach Art eines Idiotikons widmet. Praktisch alle weiteren unter Kranzmayer angefertigten Dissertationen in den sechziger Jahren verfahren nach diesem zweige teilten Schema, wobei neben der überlangen Wortliste meist ein mehr volkskundlicher Einleitungsteil steht. Brandstetter, nunmehr Professor für Germanistik an der Univer sität Klagenfurt und weithin beachteter Schriftsteller, hat sich nach seiner Dissertation nur mehr einmal kurz der Dialektologie gewidmet (49). Eine ganze Reihe von Disser tationen entsteht zwischen 1963 und 1968, so von Gerda Binder über Prambachkirchen, Bez. Eferding (50), von Herbert Tatzreiter über Steinbach am Ziehberg, Bez. Kirchdorf a. d. Krems (51), von Alois Traxler über Haag am Hausruck, Bez. Grieskirchen (52). Jakob Ebner dissertiert über den Dialekt seines heimatlichen Mondseelandes (53), Anna Marie Neuner über Redensarten in Ungenach, ebenfalls Bez. Vöcklabruck (54), Gertraud Winglmayr über zwei Orte an der oberösterreichisch-niederösterreichischen Landesgrenze in Mühl- und Waldviertel (55). 1967 untersucht Horst Franz Gerhartinger seine Heimatstadt Linz (56), und trotz der Tatsache, daß auch er sich auf die Suche nach dem ältesten und reinsten (nun: Stadt-)Dialekt begibt, kommt er an der großen Variabi lität sprachlicher Schichtung in der Stadt nicht vorbei und verfaßt damit in der langen Reihe von Kranzmayer-Dissertationen die einzige Arbeit, die zumindest in Ansätzen das Feld Stadtsprache wahrnimmt (dazu siehe weiter unten). Fünf weitere Dissertationen in den Jahren 1967 und 1968 verfahren nach dem bewährten Muster einer Mischung aus ausgesucht Altertümlichem im lautlichen Bereich, Erläuterungen zu Brauchtum und alt bäuerlicher Lebensweise und ellenlangen Wortlisten (57 — 61) und sind damit die letzten 27 Und findet deshalb auch oftmals Erwähnung in größeren Arbeiten zur deutschen Dialektologie, so bei Schirmunski (1962). 28 Ähnlich in der früheren englischen Dialektologie die Bevorzugung des NORM = non-mobile old rural male.
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