OÖ. Heimatblätter 1986, 40. Jahrgang, Heft 1

stehen. Im ersten Teil werden die für Dialekterhebungen zu dieser Zeit verwendeten standardisierten „Wenker-Sätze" transkribiert, im zweiten Teil freie Rede. In zwei der fünf Hefte ist oberösterreichisches Material bearbeitet: in Heft II (7), Kap. VII, S. 8 -13, aus St. Georgen am Walde, Bez. Perg, Kap. VIII, S. 13 - 20, aus Pilgersham (Gde. St. Marienkirchen a. H.), Bez. Ried i. I., und in Heft III (8), Kap. XVI, S. 21 -25, aus Gries kirchen. Quasi als Fortsetzung der Reihe „Deutsche Mundarten" veröffentlicht See müllers Schüler Walter Steinhauser (1885 - 1980) 1922 ein weiteres Heft mit transkri bierten Dialektaufnahmen (9), darin als Kap. XTV, S. 63 - 66, von Kremsmünster, Bez. Kirchdorf an der Krems. Als Urheber der Grieskirchner Aufnahme fungiert Konrad Schiffmann (1871 - 1941), noch Schüler Seemüllers aus dessen Innsbrucker Zeit. Schiffmann, später Direktor der Studienbibliothek in Linz, ist dann vor allem durch seine Ortsnamenstudien hervorgetreten. 18 Von ihm existiert in der schon oben genannten Wörterbuchkanzlei auch ein handschriftliches Manuskript zum Grieskirchner Dialekt (10), und in einem kleinen sprachhistorischen Aufsatz (11) hat er ebenfalls Beispiele aus semer Heimat stadt Grieskirchen herangezogen. Die schon oben erwähnte Phonogrammarchivskommission der österreichischen Akademie der Wissenschaften bzw. das Phonogrammarchiv (jetzt in Wien 1, Liebiggasse 5) als eigenthche Arbeitsstelle hat im Laufe der Jahrzehnte in enger Zusammenarbeit V. a. mit dem Institut für Germanistik an der Universität Wien eine große Zahl an öster reichischen Dialektaufnahmen gefördert. Mit Ausnahme einiger Aufnahmen in den Zwischenkriegsjahren sind sie bis 1974 katalogisiert, und in mehreren Verzeichnissen und Katalogen (12 — 16) lassen sich genauere Angaben zum Explorator = Aufnehmenden, zu den Gewährspersonen und v. a. zur inhaltlichen Thematik der Auf nahmen finden. Als Hauptexplorator der oberösterreichischen Aufnahmen tritt Franz Roitinger hervor (zu ihm genauer weiter unten), neben ihm auch Franz Lipp, Eberhard Kranzmayer (s. u.), Herbert Tatzreiter und auch der Verfasser des vorliegenden Bei trags. Die Mehrheit der Aufnahmen ist einer gezielten Enquete zur Dokumentierung der österreichischen Dialekte zu verdanken (B 67 -78 und 80 -132). Vor allem in bezug auf die älteren Dialektaufnahmen muß gesagt werdeh, daß sie den heutzutage an die Qualität von dokumentarischen Aufnahmen gestellten Anforderungen nicht gerecht werden - nicht nur, was die technische Seite betrifft. Als unabdingbares Kriterium neuerer (Basis)dialektaufnahmen gilt z. B. die Tatsache, daß die Gewährsperson aus dem Qrt der Aufnahme stammen und möglichst ihr ganzes Leben dort verbracht haben muß — eine Forderung, über die früher oft hinweggesehen wurde. Die aufgenommenen Personen kommen aber doch immer aus der näheren Umgebung der bezeichneten Orte, und so sind die Aufnahmen als Dokumentationen gegendspezifischen Sprachgebrauchs sicher von unschätzbarem Wert. Zu Schiffrnann vgl. Berger (1941/42).

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