beklagt er die Vorherrschaft mittel- und norddeutscher Formen, wenn er sagt, „daß vielmehr wir selbst es sind, die von der Sprache unserer Vorfahren um so weiter abge wichen sind, je mehr wir anfiengen, uns einer fremden, nehmlich der Meißnischen oder Hochdeutschen, zu nähern" (wieder im „Vorbericht"). Überhaupt ist die Rolle der Benediktiner im Kampf zwischen Süden und Norden um die neuhochdeutsche Schrift sprache beachtenswert. Jahrzehnte vor Höfer tritt hier z. B. Johann Siegmund Valentin Popowitsch hervor, und auch in Bayern greifen Benediktiner in die Auseinander setzungen ein." Dies nur am Rande; im Rahmen des vorliegenden Beitrags würde diese Diskussion zu weit von unserem Thema wegführen. Nach jahrzehntelanger Vorbereitung erscheint 1815 - zu dieser Zeit ist er Pfarrer in Kematen an der Krems - Höfers Hauptwerk, ein dreibändiges Wörterbuch (4). Auch dieses Wörterbuch wird bislang nur als interessante Quelle abgekommenen oder ver alteten Wortschatzes oder Sprachgebrauchs (und auch unzulänglicher Etymologien) ge sehen - was es zweifellos auch ist - und auch v. a. als volkskundliche Quelle.Doch auch dieses Werk dürfte zumindest mittelbar im schon oben angesprochenen Zusammenhang mit dem Kampf um die neuhochdeutsche Schriftsprache zu sehen sein. Im ersten Band, Kapitel 4 der „Vorrede", schreibt Höfer: In Ansehung der hochdeutschen und meißnischen Mundart, haben schon mehrere die gute und richtige Anmerkung gemacht, die ich Anfangs zu wenig überdacht hatte; daß nämlich Oberdeutschland überhaupt nur die Schreibart der Sachsen, als ein Muster der eigenen angenommen hat. Aus diesem folget nun freylich nicht, daß das Sächsische platthinfiir das Hochdeutsche gilt: oder daß man die verschiedenen Ausdrücke und Benennungen der Dinge, nur aus einem fremden Boden her hohlen soll, wenn man zu Hause selbst eben so gute, und manchesmal vielleicht noch bessere hat; noch weniger aber, daß die dortigen Provinzial-ausdrücke ein Gesetz für ganz Deutschland werden sollten. In der Folge führt er dann den Genusgebrauch in die Asche, die Butter, die Fahne, der Koth als sächsisch an, der heimischem der Aschen, der Butter, der Fahn, das Koth gegen übersteht. Die „sächsische" Seite hat ganz offensichtlich gesiegt." In vielen Wortartikeln streut Höfer Anekdotisches bis Zeitkritisches ein - eine Art des Wörterbuchmachens wie sie auch Johann Andreas Schmeller (1785 - 1852), quasi Stammvater der bairischen Dialektologie, betreibt. Die Rolle Schmellers in der Wissenschaftsgeschichte der Germanistik ist ungleich gewichtiger als jene Höfers, und gerade in den letzten Jahren wurden viele Aktivitäten gesetzt, um seine lange Zeit ebenfalls verkannte Position gebührend zu würdigen. So besteht seit einigen Jahren in Schmellers oberpfälzischer Heimatstadt Tirschenreuth eine Johann-Andreas-Schmeller-Gesellschaft, und als Zentrum der Schmeller-Forschung und -(neu)rezeption hat sich die junge Universität Bayreuth etabliert." Noch heute ist Schmellers großes Wörter- " Vgl. V. a. Schaller (1981) und Wiesinger (1983b). " Vgl. Gugitz (1933). " Als letzte mir bekannte ausführliche Abhandlung zu Höfers Wörterbuch, aus einer Wiener Hausarbeit hervorgegangen, vgl. Pitschmann (1969 und 1970). Siehe dort auch ein Verzeichnis der weiteren sprach wissenschaftlichen Arbeiten Höfers, die nur handschriftlich (in der Stiftsbibliothek Kremsmünster) über liefert sind. " Vgl. V. a. Brunner/Dünninger/Hinderling (1985).
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