stünde in keinerlei akzeptablem Verhältnis zur Mühe des Bibliographierens und des Autopsierens diverser Heimatzeitungen und deren Beilagen. Damit sei der v. a. kultur geschichtliche und landeskundliche Wert vieler regelmäßig erscheinender und erschie nener Zeitungsbeilagen aber nicht bestritten.^ Auch ein regionaler „bibliographischer Kommentar" kann auf die Aufnahme einzelner überregionaler und grundsätzlicher Abhandlungen zur deutschen und zur bairischen Dialektologie aber nicht verzichten. Verschiedene im folgenden genannte Werke sind für die Erklärung der Wissen schaftsgeschichte unabdingbar. Vor dem eigentlichen Beginn Genau mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts, im Zeitalter der Napoleonischen Freiheitskriege, veröffentlicht Matthias Höfer, zu diesem Zeitpunkt Pfarrer in Steinhaus bei Wels, seine erste wichtige sprachwissenschaftliche Abhandlung zur „Volkssprache in Österreich ob der Enns" (3). Höfer (1754 -1826), aus Waizenkirchen stammend und ab seinem zwanzigsten Lebensjahr Benediktinerpater in Kremsmünster, publiziert damit schon zwei Jahrzehnte vor dem nach allgemeiner Auffassung in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts angesetzten Beginn der deutschen Dialektologie ein Werk, das vieles an wissenschaftlicher Erkenntnis in späteren Jahrzehnten vorausnimmt bzw. zu mindest andeutet. Trotzdem ist das Buch weithin unbeachtet, es sei denn, als quasi prä wissenschaftliches Exotikum. Erst in jüngster Zeit beginnt die Forschung damit. Höfers Bedeutung am Beginn der Germanistik höher einzuschätzen.® Nicht nur der sprach historische Wert der um 1800 gemachten Aufzeichnungen zu Wortschatz, Laut- und Formenlehre verdient unser Interesse, sondern auch Höfers — wie wir es heute nennen — soziolinguistische Bemerkungen.® So charakterisiert schon er das Sprachverhalten des „gemeinen Mannes" damit, „daß Niemand weniger geneigt ist, sich eine neue Sprache zu formen, als eben dieser" (Höfer 1800, im „Vorbericht"), und auch er unterteilt die Schichtung der gesprochenen Sprache schon grob in drei Stufen, bezeichnet als „Muster der dreyfachen Sprech-Art" (S. 56), wobei er „hochdeutsch", „bürgerlich" und „pöbel haft" unterscheidet. Der Vergleich mit der heute weitverbreiteten Dreiteilung in Standardsprache/Hochsprache, Umgangssprache (ein weithin Undefiniertes und undefi nierbares Feld) und Dialekt drängt sich auf.^® Es ist jedenfalls an der Zeit, Höfers Rolle in der Geschichte der Germanistik neu zu beschreiben. Neben seiner Bedeutung für die Dialektologie ist sein Einfluß oder zu mindest sein Mitwirken im Prozeß der Entstehung der neuhochdeutschen Schriftsprache noch gänzlich unbeachtet. Wie andere Gelehrte seiner Zeit im süddeutschen Raum ^ So z. B. die „Unterhaltungsbeilage der Linzer Tages-Post" 1901 - 1914. 8 So vgl. Hutterer (1984), S. 4 f, und Scheuringer (1985), S. 7. Eine größere Arbeit von mir zu Höfers Werk und seiner wissenschaftsgeschichtlichen Einordnung befindet sich in Vorbereitung. 8 Auch Hutterer (1984), S. 4, spricht von einem „sehr zu Unrecht vergessenen Vorläufer des sprachsoziolo gischen Gedankens". ^8 Wie weit hier unser wissenschaftliches Denken im Käfig der ewigen Dreiteilung (heilige Trinität!) gefangen ist, sei dahingestellt.
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