OÖ. Heimatblätter 1986, 40. Jahrgang, Heft 1

kleinen Vergehens wegen. Die Lebensbedingungen waren in Dachau zum Schluß katastrophal. Man schätzte die Lebensdau er eines frisch eingelieferten Häftlings auf ca. 2 Monate. Das Es sen war unterm Hund. Bauchtyphus, Reckfieber, Dissenterie, Ruhr, Cholera rissen tiefe Lücken. Es wurden in der schlechte sten Zeit täglich bis zu 3 große Plateauwagen voll beladen mit Leichen nach dem Krematorium gefahren. Medikamente waren gar keine mehr vorhanden. Die Häftlinge halfen sich durch Or ganisieren oder durch die Pakete. Seit dem 22. Jänner 1941 hatten wir in Dachau eine im Block 26 eingerichtete Kapelle. Zum Schluß war die Einteilung so, daß jeder Priester einmal dazukam Messe zu lesen. Es war so genormt, daß im Allgemeinen die Jahre der Haft die zulässige Celebrationsanzahl bestimmte. Ich konnte Beispielshalber 7 mal Messe lesen. Mit welcher Andacht taten wir dies. Die Ka pelle war unser Schmuckkästchen. Wir waren unermüdlich im Herrichten und Ausschmücken. Ein Lagerpfarrer war zur Lei tung bestimmt. Die erste Kapelle wurde im Lager Sachsenhau sen am 5. August 1940 (Maria Schnee) eingerichtet. Dort hatte der polnische Pfarrer Brabutzky die Leitung. Er war auch La gerpfarrer in Dachau, nachdem alle Pfarrer nach Dachau zu sammengezogen waren. Er starb in Dachau an Hunger. Vorher war er abgesetzt worden, da man den polnischen Pfarrern die Privilegien wieder genommen hatte. Nach Ihm war Lagerpfar rer Ohnmacht Dr. Franz bis zum März 1943, dann wurde es Ge org Schelling, Redakteur des Vorarlberger Volksblattes und nach denen nur einige Monate vor im Ende erfolgter Entlassung im Jahr 1945 Kaplan Andreas Rieser, nach dem Abmarsch der deutschen Geistlichen aus Dachau am 26. April 1945 Ploika, ein tschechischer Geistlicher. Wir nahmen auf den sogenannten To desmarsch nach dem Ötztal das Allerheiligste und einige Paramente mit. Zum geplanten Messelesen auf dem Marsch kamen wir nicht. Wir wurden jedoch abgespeist. Heldentaten: Die kath. Geistlichen, aber auch kath. Laien waren eifrig seelsorg lich tätig. Caritativ wurde enorm viel geleistet. Von unseren Pa keten gaben wir fortlaufend an hungrige Kameraden und an das Revier ab. Durch von Geistlichen gespendete Medikamente konnte lOGOden das Leben gerettet werden. Blut wurde gespen det um ganz Schwache noch zu retten. Hauptsächlich Geistliche waren Blutspender. In die verseuchten Blocks begaben sich Geistliche freiwillig zu Pflegediensten und viele starben so als Märtyrer der Caritas. Die beiden Pfarrer Matthias Spanlang und Neururer aus Götzis in Tirol starben den Martyrtod (vielleicht sogar durch Kreuzigung) in Buchenwald weil sie das Beichtsiegel im Zusam menhang mit einer Konversion nicht preisgeben wollten. Am Nur Lebensaussicht auf 2 Monate Alle Seuchen wüten Berge von Leichen Keine Hilfe, Ärzte mit Revolvern Meßopfer Wir konnten celebrieren. Unsere Kapelle Im Lager Sachsen hausen die 1. Kapelle Maria Schnee 1940 Brabutzky Hungertod Brabutzkys Dr. Ohnmacht Georg Schelling Andreas Rieser Ploikar im Lager Todesmarsch nach dem Ötztal. Das Allerheiligste zieht mit uns. Heldentaten kath. Geistl. u. Laien Die Geistlichen der große Segen für das Lager Blutspenden aus ver hungerten Körpern Märtyrer der Caritas 2 österr. Geistliche sanctimart. Matthias Spanlang u. Rud. Neururer Märtyrer des Beichtsiegels.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2