OÖ. Heimatblätter 1986, 40. Jahrgang, Heft 1

ersten Erinnerungen nieder. Wir wurden ausgezeichnet betreut. Nicht nur die Schwestern, auch die Geistlichkeit nahm sich un ser warm an. Auf dem Todesmarsch hatten wir allerhand mitzu machen. Hunderte von Kameraden blieben am Wege liegen. In Tegerndorf im Walde erlebten wir in der Nacht auf den 29. April eine wilde Schießerei. Auflösungserscheinungen zu Mittag am 28. April unter der SS hatte uns kurze Zeit in frohe Hoffnung ge wiegt, dann kam bald die Ernüchterung. Wilde Flüche und Schießereien versetzten uns sehr schnell wieder in die rauhe Wirklichkeit. Auf dem Marsche häuften sich die Fluchtfälle und wir Hinterbliebenen überlegten bereits, ob ein weiteres Verblei ben nicht Torheit wäre. Während der 7 Jahre KZaufenthalt und dann bei dem Transport konnte ich ergriffen oft und oft das wunderbare Walten der göttlichen Vorsehung mit Händen grei fen. Ausgezeichnete Er holung hei den Schwestern Tod vieler auf dem Marsch Wilde Schießerei Tolles Leben Über alles gepriesen die göttl. Vorsehung Einiges vom Terror in den KZ Strafen: Auspeitschung. Über einem Gestell, Bock ge nannt, wurden dem auf dem Gestell niedergehaltenen oder nie dergeschnallten 25 oder auch bedeutend mehr Schläge mit star ken Kabelwülsten oder mit Ochsenfieseln verabreicht. Es wurde so fest zugeschlagen, daß die Geschlagenen oft schwere Ver wundungen, Nieren Verletzungen, Nierenblutungen, oft auch tödliche Verletzungen davontrugen. Die SS nannte diese Proze dur: Arschaufreißen. Der Häftling mußte mitzählen. Jammern, Brüllen, Stöhnen, Anrufen aller Heiligen, das war das Begleit konzert so grausamer Mißhandlung, daß vielen beim bloßen Zu sehen schlecht wurde. Öffentliche Auspeitschungen waren gar nicht so selten. Auspeitschungen auch zur Musik, zum Gesang von uns Häftlingen auf Befehl gesungen kamen nicht vereinzelt vor. Ich bekam die 25 am 19. Oktober 1938. Mein Gesäß war schwarz und grün. Ich hatte das Gefühl des Auseinanderrei ßens. Ich schrie nicht. Nur beim 13. Schlag schlug meine Stimme beim Mitzählen etwas um. Da wurde ich verhöhnt. Ein Arzt wohnte der Prügelei zum Schein bei. Ich hatte zugleich 49 Tage Dunkelarrest. Es war furcht bar, zum Verzweifeln. Damals faßte ich den Entschluß, alles aufzubieten, um ein guter Priester fürderhin zu sein. Ich dachte oft an die Hölle. Wenn das in dieser Finsternis, in diesem Toll haus schon so entsetzlich war. Der Hunger war so stark, daß ich öfters versucht war, meinen eigenen Kot zu essen. Der Gedanke ans sacerdotium hielt mich ab. Im kleinen Lager zu Buchenwald fraßen die Häft linge im unerträglichen Hunger ihren eigenen Kot. Terror in den KZ tödliche Prügelstrafe sadistische Orgien 19. Okt. 1938 49 Tage Dunkelarrest Gedanken an die Hölle Hunger Kotfreßen verzweifel ter vom Hunger Ge quälter

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