OÖ. Heimatblätter 1986, 40. Jahrgang, Heft 1

Maria Klein: Wege zu Dir. Mit Aquarellen von Wilhelm Postlmair. Steyr: W. Ennsthaler 1985. 32 Seiten (nicht paginiert), 32 ganzseitige Farbabbildungen, S168,-. Lyrikbände kommen heutzutage immer selte ner auf den Büchermarkt, weil das Gefühl für Lyrik - als Ausdruck gesteigerter Sensibilität und Ver dichtung von Gefühlen und Gedanken - in breite ren Kreisen kaum mehr vorhanden ist und dadurch Rezeptions- und Verkaufserfolg nicht mehr gege ben sind. Ein bedeutender oberösterreichischer Ly riker sagte mir schon vor Jahren: „Jetzt ist keine Zeit für Lyrik" und weigerte sich, seine Gedichte veröffentlichen zu lassen. Er wollte damit andeu ten, daß eine leise Sprache voll tiefer Empfindsam keit in unseren Tagen durch laute Töne des Alltags, durch zu viel Geschrei (auch im literarischen Be reich!) nicht mehr gehört werden kann, und außer dem eine latente und um sich greifende Unkenntnis der Metrik in ihren vielgestaltigen Formen Lyri schem verständnislos begegnen würde. Vermutlich aus solchen oder ähnlichen Erwä gungen entschloß sich der Verlag, den 32 „Gedich ten" von Maria Klein, 32 Aquarelle von Wilhelm Postlmair beizupacken, um wenigstens für den hek tischen, alltaggeplagten Mitmenschen einen augen fälligen Anreiz zu schaffen, der ihn nach dem schön und aufwendig ausgestatteten Bändchen greifen läßt. Wenn das Aquarell die schwierigste aller Mal techniken ist, so ist die Lyrik sicher adäquat die schwierigste Form der Literatur und nur die größten Sprachmeister sollten sich ihrer als literarische Aus drucksform zur Überhöhung ins Poetische bedie nen. Was nun die „Gedichte" von Maria Klein an geht, zeigen sie sehr wohl Ansätze zu sprachlicher Gestaltung, sind aber gefühlsmäßig und gedanklich zu sehr an kleinlichen Tagesgeschehnissen orien tiert (schon Adalbert Stifter sagte einmal: „Tages geschehnisse, wie die Zollordnung, haben in der Poesie nichts zu suchen"), und geben zu sehr exhibi tionistische Aufschlüsse über egozentrische Unaus geglichenheiten, die eine eindeutige - verdichtete - Stellungnahme im lyrischen Ausdruck nicht zulas sen und dadurch den Eindruck des Unreifen, Unausgegorenen (einer Gymnasiastenlyrik!), stark Gefühlsüberschwänglichen (Gefühlsduselei) ver mitteln. Viele falsche Töne gebärden sich im bana len Wortgeflatter. Es ist immer unangenehm mit Anfängerlyrik an die Öffentlichkeit zu treten, weil es für den schöpferischen Menschen peinlich sein muß, später einmal zu früh gemachte Äußerungen revidieren oder gänzlich widerrufen zu müssen. Schreiben kann sicherlich eine Art Therapie sein, um unterschwellige Frustrationen aus sich her auszustellen und sich ihrer bewußt zu werden, hat dann aber rein persönlichen Charakter und sollte der Öffentlichkeit nicht zugemutet werden, genau sowenig wie eine ganz persönliche Krankheit, die kein öffentliches Interesse beanspruchen kann. Das letzte der „Gedichte" beginnt mit „Es war nicht . . .", dem ist nur noch das Goethewort: „Al les Mittelmäßige sei mir verhaßt!" anzufügen. Die Aquarelle entsprechen den „Gedichten": sie sind grau, verwaschen, blutleer. Fritz Feichtinger Femer sind bei der Redaktion folgende Veröffent lichungen eingelangt: Adalbert Klaar: Begleittext zu den Baualterplänen österreichischer Städte (Heft 1). Wien: Osterreichische Akademie der Wissenschaften 1980. 48 Seiten. ISBN 3-7001-0324-7. Herbert Franz Weinzierl: Begleittext zu den Baual terplänen österreichischer Städte (Heft 2). Wien: Österreichische Akademie der Wissenschaften 1985. 33 Seiten. S 84.- ISBN 3-7001-0695-5. Helmut Gassner: Oherösterreich - Kunst am Weg. Wels: Johann Kellner 1985. 117 Seiten. S 268.- ISBN 3-900604-2-X. Wolfgang Häusler u. Mitarh.: Geschichte von Böheimkirchen. Ein Heimathuch zur Jahrtausendfeier 985-1985. Böheimkirchen 1985. 446 Seiten. Ln. Kunstjahrhuch der Stadt Linz 1984. Hrsg. Stadtmuseum Linz. Wien - München: Anton Schroll 1984. 128Seiten. S 250.-ISBN3-7031-06115. Jahrbuch der Diözese Linz 1986. Hrsg. Bischöfliches Ordinariat Linz. Red. Wolfgang Katzböck. Linz: Veritas 1985. 252 Seiten. S 70.- ISBN 3-85329-494-4. Karl Megner: Beamte. Wirtschafls- und sozialge schichtliche Aspekte des k.k. Beamtentums. (= Studien zur Geschichte der Österreich-ungari schen Monarchie Bd. 21.) Wien: Österreichische Akademie der Wissenschaften 1985. 442 Seiten. S 630.- ISBN 3-001-0685-8. Floridus Röhrig: Leopold 111. Der Heilige. Mark graf von Österreich. Wien - München: Herold Verlag 1985. 256 Seiten. S 348.- ISBN3-7008-0290-0.

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