OÖ. Heimatblätter 1986, 40. Jahrgang, Heft 1

Sein Bericht^ ^ 1. Sept. 1945 Pfarrübernahme als Pfarrprovisor P. Just Konrad 1938-1945 Dachau Buchenwald Leidenszeit KZmarter geschlagen Dunkelhaft Besondere Foltern Nachtstehen Strafkompanie am Ende ihrer Kraft Buchenwald Ruhrkrank am Rande des Grabes Hunger Folgen des Hungers Am 1. September übernahm ich die Pfarrei als Pfarrpro visor. Vom Jahre 1938, 10. Juni bis 30. April 1945 hielten mich die Fesseln des 3. Reiches in den Konzentrationslagern Dachau, Buchenwald und zuvor in Polizeihaft Linz fest. Mein Leidens weg kurz umrissen: 10. Juni -25. Juli 1938 Polizeihaft Linz. 25. Juli 1938 bis 28. September 1939 Dachau. 27. Sept. 1939 bis 6. Dezember 1940 Buchenwald, 7. Dez. 1940 bis 26. April 1945 Dachau. 26. April 1945 - 30. April auf dem Totenmarsch nach dem Ötztal. Am 30. April 1945 durch Jesuitenkleriker Kreis und den kurz zuvor befreiten P. Otto Pies S.J. befreit. Vom 25. Juli 1938 - 25. August hatte ich Einzelhaft im Arrest (Bunker) zu Dachau. Vom 15. Oktober-2. Dez. 1938, also 7 Wochen Dun kelhaft. Am 19. Oktober 1938 bekam ich die gefürchteten 25, an solchen Schlägen starben auch Leute oder wurden die Nieren abgebaut. Während der 7 Wochen Dunkelhaft bekam ich nur jeden 4. Tag etwas zu essen, hatte hartes Lager. Auch frohr ent setzlich. Keine Decken! In Buchenwald hatte ich die Ruhr vom 1. Nov. - 18. Nov. 1939. Am 23. Jänner 1939 war ich in der Kiesgrube in Da chau bereits ohnmächtig zusammengebrochen. In der Nacht vom 23. Jänner 1939 auf den 24. Jänner standen wir (das ganze Lager) und den Tag darauf bis abends, weil ein Häftling (Übrig, ein Rotspanienkämpfer) geflohen war. Solche Nachtstehereien machte ich im ganzen 3 mit. Das kostete vielen Häftlingen das Leben und ungezählten die Gesundheit. Der Gesundheitszu stand im Strafblock Dachau war schon im Frühjahr 1939 so ge schwächt, daß der Zug der 1000 Häftlinge einem Leichenzuge glich. Es brach die Ruhr aus. Dann wurde es etwas besser. Wir kamen Ende 39 nach Buchenwald. Vom Regen in die Traufe. Zustände aller Beschreibung spottend. Wieder brach die Hun gerruhr aus. Auch mich befiel sie. Vom 1. -18. November 1939 lag ich im Revier (Spital). 160 Pulsschläge. Die Grenze des Er träglichen war erreicht. Ich kam aber, wie ein Wunder war es, wieder auf. Als ich genesen war (was überhaupt in Buchenwald schon Genesung war!) kam ich gerade zu einer drastischen Hun gerkur im Lager zurecht. 8 Tage lang bekam das Lager nichts zum Essen. Nur am 4. Tage sah man sich notgedrungen veran laßt, den Häftlingen etwas Brot zu geben, sonst wären alle draufgegangen. Das Hungern war einer angeblich gestohlenen Sau wegen angeordnet worden. Die Folgen unter den Häftlin gen waren entsetzlich. Buchenwald war fürchterlich, die Schüs se saßen sehr locker. Mit Prügeln wurden die Häftlinge traktiert. In: Pfarrchronik Gramastetten I. Teil 1878 - 1948, S. 210ff.

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