OÖ. Heimatblätter 1985, 39. Jahrgang, Heft 4

Österreich als Kulturbegriff Gleich zu Beginn seines Vortrages be zeichnet er Österreich nicht nur als eigenen Staatsbegriff, sondern auch als einen be sonderen Kulturbegriff. Diese Kultur er wächst Österreich aus drei Faktoren: der Landschaft, der Geschichte und dem Men schen. Besonders die österreichische Land schaft ist deshalb bestimmend, da der Mensch Kultur aus der Natur entwickelt.® Daher, folgert der Autor, sind es vor allem die Alpen, die Österreichs Landschaft be stimmen und den Menschen prägen. Auch die österreichische Geschichte muß man betrachten, um diesem Land eine eigenständige Kultur zuzusprechen. Von den beiden Ländern an der Donau, die die sen Namen als erste trugen, wurden die weiteren Bundesländer miteinbezogen, so daß das kulturelle Antlitz des Donaulandes bestimmend auf das österreichische gewor den ist.® Hammerstein bezeichnet Österreich als ein Zwischenland, das nach Grillparzer mit einem Jüngling verglichen, zwischen dem Manne Deutschland und dem Kind Italien steht. Den Menschen des österreichischen Zwischenlandes nennt Hammerstein daher einen Stimmungsmenschen, der als solcher deshalb seine Leistungen im kulturellen Bereich liegen hat und wiederum beson ders auf dem Gebiete der „unbestimmbar sten Kunst",^ der Musik, besonders begabt ist. Der dritte Faktor, der ein kulturelles Antlitz formt, ist die Geschichte des Lan des. Zunächst waren es die Babenberger, die zwar ursprünglich Deutsche gewesen, jedoch bereits als typische Österreicher an zusehen waren und Wien zu einem Kultur zentrum gemacht hatten. Ebenso verfuhren später die Habsbur ger. Mit der Krone des römischen Kaisers war Österreich das Zentrum, das im ge samten Abendland Wert, Rang und Wir kung ausstrahlte.® Schon der erste Rudolf, wie ihn die Geschichte schildert, war für Hammerstein der echte österreichische Mensch. Ebenso auch Friedrich III. und „der ritterliche, poetische erste Maximilian".® So verbindet sich im Laufe der Geschichte der Name Österreich mit dem kaiserlichen Begriff. Während indessen die Deutschen von kleineren Duodezhöfen kulturell geprägt und oftmals zum Spießertum erzogen wur den, ist es der Österreicher und besonders der Wiener, der einen größeren Horizont erfährt, und der schließlich sogar ein wenig blasiert wirkt. Die heutige Sendung Österreichs liegt daher, so folgert Hammerstein, in einer geistigen und schöpferischen Auffassung der Dinge, nicht in der materiellen An schauung mancher Zeitgenossen. Als Bei spiel führt er die Salzburger Festspiele an, die zeigen, wie man die gesamte Kulturwelt zu gewinnen vermag. Um diese Werte zu verteidigen, for dert er im öktober 1935 den Österreicher auf, sich zu wehren. Zwei Dinge sind es, die Österreichs Kultur besonders kennzeichnen: „der wel tumfassende, weltversöhnende katholische Glauben",^^ der dieses Land nachhaltend geprägt hat, und die räumliche Ausdeh nung Österreichs, die nicht durch Erobe rung entstanden ist. Durch eine kluge und vorausblickende Einsicht wurden Ehen ge schlossen, die nicht zur Zerstörung von ® Österreichs kulturelles Antlitz. S. 4. ® Wie Anm. 5. S. 4. ^ Ebenda. S. 5. ® A.a.O. S. 7. ® Ebenda. S. 7-8. Ebenda. S. 8. " Ebenda. S. 18.

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