OÖ. Heimatblätter 1985, 39. Jahrgang, Heft 4

Buchbesprechungen IMaximilian Kosmata: Kriegsgefangenschaft. Aus dem ABC eines deuLichen Kriegsgefangenen in den USA 1955. Wels: Verlag Ovilava-Libri 1985. 178 Seiten. S 150,— ISBN 3-85410-040-X. „Laß den Menschen phantasieren, dann wird er gesund!" - Dieser Satz aus der Einleitung „Der Herbst" kann als Leitmotiv für das ganze Buch gesetzt werden. Kriegsgefangenschaft - eine Zwangslage von unbestimmter Dauer, abhängig von der Willkür des jeweiligen „Siegers" erfordert viel Spielraum der eigenen Vorstellung und Phantasie. Diese kann einen weitgespannten Bogen umfassen - wird der Alltag der Gefangenschaft z. B. von viel Hunger gezeichnet, so findet die Phantasie der Ge fangenen ihr Ventil im Verfassen von Kochbüchern. In meinem Lager wurden Rezepte gesammelt und man schwelgte im Genuß der nun zu Papier ge brachten Speisen. Fallen diese Ernährungs- und Erhaltenssorgen weg, so wendet sich die Phantasie wirt schaftlichen, literarischen u. a. Problemen zu - der Architekt etwa plant Häuser, entwirft Ortsplanungen usw. - um so später für die „Freiheit" durchdachtes Material für seine berufliche Laufbahn zur Verfü gung zu haben. Andere überlegen, wie sie später ihre Berufslaufbahn auf- und ausbauen werden. Eine weitere Gruppe, um nicht in der tödlichen Lange weile hinter Stacheldraht geistig zu veröden, bringt ihre Gedanken, die in vielen schlaflosen Nächten bei mechanisch verrichteter Arbeit, bei endlosen Zähl appellen, bei tagelangen Transporten in Bahn oder Lkw geboren werden, in Prosa oder Reimen zu Pa pier. Wer kennt nicht dieses Entrückt.sein von der Gegenwart - man sieht keine Drahtzäune, hört kein „mach snell" oder „Dawai" - sondern lebt in seiner eigenen Welt, die die Kraft zum Durchhalten und Überleben gibt. Die Gedanken der einzelnen Be trachtungen hat der Verfasser nach dem Alphabet geordnet und steigert sich in ihrem Ausdruck von A bis Z. Höhepunkte scheinen die Kapitel „J - Für Jedermann" - in einer Art Diskussion zwischen Faust und Wagner über den Schauplatz „Welt" und „Y-Ich und der Alte" in einer selbstbiographischen Be trachtung, zu sein. So wie das Buch mit viel Phantasie beginnt, endet es mit einer konstruiert-historischen Begegnung zwischen Hitler und Eisenhower, die fast in einer kabarettmäßigen Szene im Zielgedanken derMenschheit gipfelt - der gegenseitigen Verständigung unter den Menschen, die wieder in Zukunft lachen läßt, be freit von den düsteren Schatten der Vergangenheit. In besinnlichen Stunden empfiehlt es sich, das Büchlein abschnittsweise zu lesen und zu versuchen, es auch zu begreifen. Erich Zanzinger Rene Laurentin - Ljudevit Rupcic: Das Geschehen von Medjugorje. Eine Untersuchung. Graz - Wien - Köln: Styria 1985. 210 Seiten. 13 Abb. S 198.- Vor dem 24. Juni 1981, dem Tag der ersten Ma rienerscheinung in Medjugorje, hat wohl kaum je mand diesen kleinen Ort in der Herzegowina (ca. 20 km südwestlich von Mostar gelegen) gekannt. Seit her ist die ziemlich kontroversielle Berichterstat tung darüber nicht mehr abgerissen; zahlreiche Pil gerfahrten führen in das „Lourdes Jugoslawiens". Kirchlicherseits gibt es über die seither mehr als tau send)!) Marienerscheinungen und wunderbaren Heilungen noch keine endgültige offizielle Stellung nahme. In diesem Buch legen zwei anerkannte Autoren ihre Beobachtungen, Studien und Augenzeugenbe richte nieder. R. Laurentin ist Professor für Exegese in Paris und zugleich Gutachter für Marienerschei nungen im Vatikan. L. Rupcic wirkt als Exeget an der Theologischen Hochschule in Agram/Zagreb. Der Titel der französischen Originalausgabe „La Vicrge apparait-Elle ä Medjugorje? Un message urgent donne au Monde dans un pays marxiste" ist viel aus-

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