politisch klug und verstand es, sich auch in höheren Kreisen Geltung zu verschaffen. Im Stift herrschte damals Uneinigkeit.®"® Propst Johann Nepomuk weihte am 26. Mai 1794 die am 16. 5. 1794 von Carl A. Gugg in Braunau gegossene Glocke C für die Pfarrkirche Raab zu Ehren des Kir chenpatrons Michael und Maria Empfäng nis.®"^ Im Stift wurde 1796 ein großes Mili tärlazarett errichtet und es wütete der Ty phus. Als 1799 Braunau zu einer starken Festung ausgebaut wurde, mußte die schö ne Pfarrkirche St. Michael und zwei andere kleinere Kirchen abgebrochen und das Material zum Festungsbau verwendet werden. Die Glocken wurden zu Kanonen eingeschmolzen. Die Stiftskirche diente nun auch als Pfarrkirche.®"® Während des Krieges 1800 - 1801 und 1805 hatte das Stift durch Einquartierungen, Kontribu tionen und Plünderungen viel zu leiden und erlitt wirtschaftlich großen Schaden. Die älteren Chorherren starben weg und konnten nicht mehr ersetzt werden, weil zeitweise die Aufnahme untersagt war und weil sich keine Kandidaten mel deten. So hatte das Stift im Jahre 1807 nur mehr 11 Chorherren. Die Stiftspfarren konnten nicht mehr besetzt werden und gingen auf den Weltklerus über.®"® Propst Johann Nepomuk erlebte den Untergang des Stiftes nicht mehr. Er starb am 20. April 1809 und wurde an der Seite der To tenkapelle am Friedhof beigesetzt.®i" Pankraz Hauser Er wurde 1759 in Gilgenberg gebo ren.®^ ^ Über seine Studien ist nichts be kannt. Die Priesterweihe erhielt er am 20. November 1785 in Linz.®^® Im Jahre 1792 wird er Stiftsdechant. 1793 ist er Pfarrvi kar der Stiftspfarre und 1805 Vizedechant des Landdekanates Ranshofen und Schuldistriktsaufseher.®^® Unter dem letzten Propst herrschte bei den Chorherren Un einigkeit und Pankraz Hauser gewann die Oberhand. Nach dem Tode des Propstes Johann Nepomuk Kierl übernahm er als Stiftsdechant die Führung des Stiftes. Im Oktober 1809 wurde das Innviertel fran zösisches Staatsgebiet unter Verwaltung der sogenannten „Innviertier Regierung", deren Präsident der katholische Geistliche Jodok Fink war. Am 14. Juni 1810 sandte diese Regierung den Justizrat Franz X. Wieshofer aus Schärding mit einer sehr aufwendigen Inventurkommission nach Ranshofen, um die Aufhebung des Klo sters für den 4. Juli anzukündigen. Bereits am 11. Juli 1810 wurde das nichtkirchliche Inventar versteigert und der Erlös von 13.000 Gulden nach Salzburg abgeführt. Im Oktober 1810 wurde das Inn viertel an das Königreich Bayern abgetreten. Bereits am 26. Oktober 1811 verkündete eine kö niglich-bayerische Kommission im Auf trage des Staatsministers Max Graf Montgelas die endgültige Auflösung des Klo sters. Alle noch verbliebenen Konventualen mußten das Kloster verlassen, Pankraz Hauser blieb als Pfarrer in Ranshofen und wählte das alte Hofrichterhaus als Pfarr hof. Den aus dem Kloster vertriebenen Chorherren wurde eine Jahresrente von 600 Gulden bewilligt, die später auf 500 506 Wiener Kirchenzeitung Nr. 23 vom 22.3.1853. S. 1. 507 Oberchristi: Glockenkunde. S. 446. 508 Pritz; S. 427. 509 Wiener Kirchenzeitung Nr. 24 vom 25.3.1853. S. 1. 510 Pritz: S. 428. 511 Friedrich Pesendorfer: Das Domkapitel in Linz. Linz 1929. S. 95. 512 Scheibeiberger: Ergänzungen. Bd. II. S. 135. 513 Dannerbauer: Generalschematismus. 8.462 u. 469.
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