seinen Werken und ebenso in seinen Auf sätzen und Reden auf, die seine Geisteshal tung und Weltanschauung sehr klar zutage treten lassen. Es erschiene auch unwahr scheinlich, daß sich ein Dichter, der noch dazu im politischen Leben stand, von der in der Öffentlichkeit vertretenen Haltung in seinem Werk hätte völlig distanzieren kön nen. Vieles, was bereits in Hammersteins Werken dichterisch verarbeitet ist, wird in seinen Reden und Aufsätzen zur aktuellen, politischen Aussage. Dabei können auch heute noch einige Publikationen über Kunst und Kultur als sehr aktuell gelten. Sie lassen schließlich erkennen, über wel che kulturpolitische Weitsicht der Dichter und Politiker verfügte. Vom Deutschen zum überzeugten Öster reicher Die politische Einstellung Hans von Hammersteins tritt am deutlichsten in sei nem erst 1981 im Druck erschienenen Ta gebuch „Im Anfang war der Mord"^ her vor. In dieser Aufzeichnung seiner Erleb nisse als Bezirkshauptmann von Braunau am Inn im Jahre 1933 und, ein Jahr später als Sicherheitsdirektor für Oberösterreich, setzt er sich mit der damaligen politischen Lage auseinander. Er beschreibt die begin nenden Spannungen im innenpolitischen Bereich und schildert die ersten Auseinan dersetzungen mit den Nationalsozialisten. Seine eigene politische Anschauung war zunächst, als er 1918 als enttäuschter Soldat aus dem Krieg heimkehrte, durch aus nicht pazifistisch.^ Bedingt durch seine deutschen Vorfahren und eine überwie gend aus Deutschland stammende Ver wandtschaft sowie im Glauben, daß das jetzt so kleine Österreich selbständig nicht existieren könnte, sah er, wie viele andere, im Anschluß Österreichs an Deutschland die einzige Zukunftsaussicht. Mit dem Einsetzen der nationalsoziali stischen Aktivitäten in Deutschland, fühlte er sich jedoch immer stärker von der Idee eines Anschlusses abgestoßen. Mit der Übernahme der Macht in Deutschland durch die Nationalsozialisten, wandte er sein ganzes Streben darauf, Österreichs Freiheit und Selbständigkeit zu dokumen tieren: Dazu kam, daß ich mich literarisch stets in entschieden nationalem, nicht internatio nalem Sinne betätigt hatte und mich gerade damals mit germanischer Mythologie und daraus entspringenden Plänen beschäßgte.^ Trotz dieser Gegebenheiten war Ham merstein Österreicher, der sich bis zuletzt gegen den Anschluß an das Deutsche Reich zur Wehr setzte. Man hindere Österreich nicht daran, zu leben und seine Individualität zu wahren und zur Geltung zu bringen. Es ist der em pörendste Zwang, der ein Wesen, ob Mensch, ob Staat, ob Volk, seines Wesens, seines Ichs, seiner Persönlichkeit berauben will.^ In diesem Vortrag über „Österreichs kulturelles Antlitz" setzte sich Hammer stein besonders mit dem Staatsbegriff Österreich auseinander. ^ Hans von Hammerstein: Im Anfang war der Mord. Erlebnisse als Bezirkshauptmann von Braunau am Inn und als Sicherheitsdirektor von OÖ. in den Jahren 1933 und 1934. Wien 1981. Hrsg. Harry Slapnicka. (= Studien und Quellen zur Österr. Zeitgeschichte. Band 3). ^ Ebenda. S. 62. ^ Ebenda. S. 63. Hans von Hammerstein: Österreichs kulturelles Antlitz. Rede vor dem Wiener Kulturbund, ge halten am 21. 10. 1935. Wien. S. 13. - Vgl. dazu: Hans von Hammerstein: Gedanken über Öster reich. In: Die Pause. Wien. 2. Jg. H. 2.1937. S. 2 -3.
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