immer bewußt frei von den mannigfaltigen literarischen Richtungen dieser Jahre. In zahlreichen Vereinigungen wirkend - un ter anderen war er Präsident des P.E.N. Clubs, des Kulturbundes und Mitbegrün der sowie Ehrenpräsident der Innviertler Künstlergilde - hielt er sich von jeder Zeit strömung fern. Er fügt sich nicht in die Schematik einiger Literaturgeschichten, die ihn als Heimatdichter beziehungsweise als treuen Nachfahren Eichendorffs be zeichnen. Dies trifft nur zum Teil zu; die Universalität dieses Dichters weist aber darüber hinaus. Hammersteins Vorfahren stammen aus-Niedersachsen, dem Rheinland und Westfalen. Seine Romane haben vorwie gend historische Landschaften Süd deutschlands und Frankens zum Schau platz, die Naturschönheiten seiner Heimat Österreich aber begeistern und inspirieren den Lyriker. Es wäre jedoch verfehlt, wollte man seine berufliche Stellung außer acht lassen. Er liebte es zwar nicht, sein Leben als Be amter und Politiker mit seinem Wirken als Dichter zu verbinden. Sicherlich lassen sich Beruf und dichterisches Schaffen, Werk und Persönlichkeit nicht voneinander tren nen. Aus behüteter Kindheit, stürmischen Entwicklungs- und Jugendjahren mündet Hammersteins Lebensweg in eine konven tionelle Beamtenlaufbahn, deren Geruh samkeit damals noch reichlich Muße zu dichterischem Schaffen gewährte. Die von innenpolitischen Spannungen und der na tionalsozialistischen Bedrohung gezeichne ten dreißiger Jahre bestimmen das politi sche Engagement dieses aufrechten Öster reichers. Nach dem März 1938 zwangspen sioniert, lebte er zurückgezogen auf Pemlehen bei Kirchdorf, bis er - von der Ver haftungswelle des NS Regimes erfaßt - in das Konzentrationslager Mauthausen ein geliefert wird. Wie durch ein Wunder ent geht er dem Tode. Gesundheitlich schwer angeschlagen, kehrt Hammerstein nach Kriegsende auf sein Gut Pemlehen zurück, dort bleibt ihm nur eine kurze Lebenszeit beschieden. Er stirbt am 9. August 1947. Das Gedankengut seiner Werke ver tritt Hammerstein konsequent auch als Kulturpolitiker. In seinen Reden und Auf sätzen begegnen wir einem Menschen, der mit scharfem Spürsinn die Fehlentwicklun gen und Gefahren seiner Zeit aufzeigt. Er bemängelt die fortschreitende Industriali sierung, verweist auf die leichte Verführbarkeit der Massen entwurzelter Men schen. Wovor er bereits in den zwanziger Jahren warnte, nämlich vor der Zerstörung unersetzlicher Kulturlandschaften durch Industrie und zunehmende Verkehrser schließung, das zeigt seine Ideen erst heute in ihrer ganzen Tragweite. Hammerstein folgt in den dreißiger Jahren schließlich dem Ruf in die Tagespo litik. Seine Funktionen als Sicherheitsdi rektor, Staatssekretär und Justizminister kamen wohl kaum seinen Neigungen ent gegen, eher entsprach ihm dann sein Wir ken als Bundeskommissär für Kulturpro paganda. Seine entschiedene Bereitschaft für Österreichs Unabhängigkeit einzutreten, war jedoch bestimmend für seinen politi schen Einsatz. Mit nationalsozialistischen Umtrieben war er ja bereits als Bezirks hauptmann von Braunau am Inn konfron tiert worden. Hammerstein, der sich als „letzter Dichter" empfand und so gerne die Stille aufsuchte, um aus ihr Inspiration und seine Kräfte für sein Werk zu schöpfen, sieht das Unheil herannahen. Warnend erhebt er seine Stimme und hält dabei unbeirrt an dem Ideal eines friedlich geeinten Europa fest. öbwohl er sein dichterisches Schaffen von seinem Berufsleben zu trennen wußte, fallen doch immer wieder Äußerungen in
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