als „pauper" (arm) bezeichnet.3®® Am 23. August 1610 zum Propst gewählt, erhielt er am Tage nach der Wahl von den herzogli chen Kommissären Dechant Christoph Pernegger, Herrn Sickenhauser und Ri chard Metzger eine umfangreiche schriftli che Instruktion, um das Stift besser zu re gieren, die Schulden zu tilgen und den Wohlstand zu fördern. Er solle genaue Rechnung über die Wirtschaft führen, über die Zehente, Holz und Wein (wo das Stift bisweilen 700 Eimer aus seinen Weinber gen erhielt) und Bücher verfertigen lassen. Der Propst bezahlte aber die Schulden nicht, mit Ausnahme der 1983 Gulden, welche er an die Stände zurückzahlen mußte. Er machte sogar neue Schulden und betrieb großen Aufwand. Für denKirchenschmuck verwendete er große Summen, die für dringendere Bedürfnisse verwen det werden sollten. Er sparte wieder bei den in Ingolstadt studierenden Klerikern und er mochte die Jesuiten als Lehrer nicht. Freilich wurde das Stift auch sonst sehr in Anspruch genommen und mußte im Krieg zwischen Erzbischof Wolfgang von Salzburg und Herzog Maximilian von Bayern viele Lebensmittel zur Verfügung stellen. Es mußte auch 1617 an die Mini sterialen und Beamten des Fürsten Zah lungen leisten. Die Disziplin des Stiftes war sehr schlecht. Die meisten Chorherren führten kein ordentliches Leben. Im März 1619 er schien zu Ranshofen von Seite des Bi schofs eine Untersuchungskommission, welche dem Propste am 18. März 1619 weitläufige Verhaltensbefehle übergab. Er solle sich um die geistlichen Angele genheiten besser sorgen, sich mehr um die Armen und Kranken annehmen und eine Infirmaria errichten, alles Besondere an der Kleidung abschaffen, einen Beichtva ter aus dem Gremium selbst anstellen, die Pfarrer öfters einberufen, die Klausur strenge beachten und keine Weibsperso nen in die Klausur oder in die Prälatur ein lassen und jährlich dem Kapitel Rechnung legen.®®" Auf Befehl des Bischofs Leopold von Passau (Erzherzog von Österreich) wurde das römische Brevier, Missale, Ri tuale usw. beim Klerus der ganzen Diözese eingeführt. Propst Hilarius förderte diese Anordnung in seinem Stifte sehr. Ob der Propst allerdings die Disziplin verbesserte, ist nicht bekannt.®®^ Er ließ schöne Altäre aufstellen und führte den „Gregoriani schen Gesang" ein.®®® Im Alter von 39 Jahren starb er am 4. Februar 1620 zu Ranshofen.®®® An der Rückseite des Kar ners ist sein Grabmal in Teilen (Chorrock, Talar und Schuhe) noch vorhanden.®®" 36. Philipp Vetterl 1620 - 1634 Er wurde 1593 zu Burghausen gebo ren, sein Vater war dort Steuereinnehmer und Forstschreiber. In München studierte er die Humaniora®®® und in Ingolstadt ab 11. April 1611 die Logik.®®® Nach dem 18. Lebensjahr trat er in das Stift Ranshofen ein und legte nach dem Noviziat die heili gen Gelübde ab. Sein Studium in Ingol stadt konnte er nicht vollenden, weil ihn Propst Hilarius in das Stift zurückrief, da es an Chorherren mangelte und er sogar bei anderen Klöstern um Aushilfe ansuch te. Zu Hause verlegte er sich auf asketi389 Mitteilung von Dr. Ladislaus Buzas, München, vom 2. 8. 1979. 390 Pritz: S. 410 - 411. - Mayr: Antiquarium. pars IV. pag. 540. 391 Pritz: S. 411. 392 Churb.Geistl.Calender 1755. ll.Teil. S. 140. 393 Kuen: Collectionis. S. 6. 394 Martin; Kunsttopographie. S. 123. Nr. 2. 395 Pritz: S. 412. 396 Mitteilung von Dr. Ladislaus Buzas, München, vom 2.7.1979.
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