OÖ. Heimatblätter 1985, 39. Jahrgang, Heft 4

ein Grabmal aus Marmor anfertigen las sen, auf dem er vor dem Kreuze knieend dargestellt wird. Er starb am 9. März 1529.354 32. Augustin Münicli (Münch) 1529 - 1560 stammte aus Neukirchen a. d. Enknach und wurde im Jahre 1514 in Passau zum Priester geweiht.355 Seine Wahl zum Propst erfolgte am 4. April 1529. Er war seinem Vorgänger im Wesen sehr ähnlich an Frömmigkeit, Sinn für Religion und Wis senschaft und trefflicher Verwaltung des Stiftes. Vielen Verdruß machten dem Propste gleich am Anfang seiner Regie rung die damals sehr streitsüchtigen Brau nauer. Sie verweigerten ihm als obersten Pfarrherren den Zehent, den sie immer bezahlt hatten. Am 24. August 1530 kam es zu einer Abmachung, nach der die Stadt Braunau keinen Zehent an Ranshofen zu entrichten habe, dieser solle der Stadt verbleiben.356 Auf dem Landtag zu Landshut vom 24. Juni bis 15. Juli 1543 wurde der Propst von Ranshofen als „Steurer" für das Rentamt Burghausen bestimmt.357 in folge der Ausbreitung der lutherischen Lehre kamen auch zwei Prediger nach Braunau. Sie traten aber so klug auf, daß selbst Propst Augustin in seinem Bericht vom 20. August 1554 an den Herzog Al bert von Bayern nichts Schlechtes vermetkte. Doch dann wurde es aber ärger und der Herzog berief diese Prediger ab und es versahen wieder Chorherren von Ranshofen den Gottesdienst in Braunau, nachdem auch die Weltpriester abberufen wurden. Doch es nützte wenig. Die Stifte und ihre Bewohner wurden überall ver spottet und Propst Augustin beantragte eine Änderung der Ordenskleidung und auch das Tragen von Kleidern wie andere Kleriker und es wurde ihm erlaubt. Im Stift sorgte er für Ordnung und bildete sei ne Chorherren besonders ün Predigen aus, weil er selbst auch ein ausgezeichneter Prediger war.358 Propst Augustin stand mit hervorragenden Humanisten in Verbin dung und der bekannte Caspar Brusch (Bruschius) besuchte auf einerPorschungsreise von Passau aus im September 1552 das Stift Ranshofen, das er früher schon einmal besucht hatte. In einem Gedicht preist er Propst Augustin als großen Wohl täter der Literatur und der Studenten.359 Selbst beim Herzog stand der Propst in ho hem Ansehen und war beratend an der Er richtung eines neuen Kollegs in Ingolstadt beteiligt und wurde Kommissär zur Ein treibung eines Zehent von den Gütern und Höfen der Geistlichen in Unterbayern. Der Propst hatte auch die Sammlung der Contribution für die Hofmusik zu besor gen, die der Herzog im Jahre 1558 den Klöstern und Kollegiatskirchen aufgelegt hatte, Ranshofen selbst trug 32 Gulden bei.360 Von den bayerischen Herzogen und Bischöfen war schon längst eine große Visitation aller Welt- und Ordensgeistli chen, aller Pfarren und Klöster angeregt worden. 1558 wurde zu Salzburg mit den herzoglichen Kommissären ein Visitati onsplan ausgearbeitet. Die Visitation be354 Pritz: S. 402. 355 Franz Berger: Die kirchlichen Verhältnisse des Innviertels in der Mitte des XVI. Jahrhunderts. In: Archiv für die Geschichte der Diözese Linz. II. Jg. Linz 1905. S. 65. 356 Stadtarchiv Braunau. Privilegienbuch. Nr. 41 u. 45. 357 Mitteilung des Staatsarchives Landshut vom 26. 10.1979. Nr. 2282/0.41 II (Dr. Geier). 358 Pritz: S.403 - 405. 359 Rudolf Wolfgang Schmidt: Die Ranshofner Stiftsschule zur Zeit des Humanismus und der Refoimation. S. 211. 360 Pritz: S. 404.

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