OÖ. Heimatblätter 1985, 39. Jahrgang, Heft 4

Landeshauptmann Dr. Heinrich Gleißner sagte damals, daß diese wohl zu den schön sten und würdevollsten Kriegergedächtnis stätten unseres Landes zähle. Mit der Restaurierung dieses alten Kulturdenkmales geschah ein wesentlicher Beitrag zur Erhaltung der historischen Braunauer Altstadt; die alte Friedhofska pelle wurde zu einer weiteren Bereiche rung der gotischen Stadt am Inn. rKK». "-äws" ■ ■ ■ Die Krypta im Jahre 1960 (Archiv Max Eitzlmayr) Die Krypta der Friedhofskapelle hat eine Länge von 23 Meter, eine Breite von 9,5 Meter und eine Apsis mit 5/8 Schluß. Die dreischiffige Halle wird von vier Tuff steinsäulen getragen. Sie ist und war nur von der Nordseite, also vom Friedhof aus, zugänglich. Die bei Restaurierung ange stellten archäologischen Untersuchungen brachten einen Bauzustand zutage, der ei nem älteren als dem gotischen angehört. Unter dem Apsisboden fanden sich näm lich ein Katzenkopfpflaster und Mauerteile mit Pfeilerbasen und Wandfugen aus viel früherer Zeit. Damit erhärtet sich die The se, daß an dieser Stelle jene Kapelle „St. Stephanus nächst dem Innfluß" stand, die Frzbischof Konrad 1. von Salzburg bereits im Jahre 1138 weihte. Zum Jahr der Grundsteinlegung darf berichtigend eingefügt werden, daß diese im Jahre 1494 - und nicht 1497 - erfolgte, wie Konrad Meindl und alle nach ihm schrieben. Im Fundament der mittleren Apsiswand ist ein Tuffsteinquader einge mauert, der die Jahreszahl 1494 in zeitge nössischer Schreibweise zeigt. „Unser Herr im Elend": An der nörd lichen Außenwand der Kapelle, westlich des Portales, befand sich in den ersten Jah ren nach Fertigstellung ein überlebensgro ßer holzgeschnitzter Christus am Kreuz, als „Unser Herr im Elend" bezeichnet. Wie aus einer 1607 abgefaßten und im Pfarrar chiv aufbewahrten Aufzeichnung hervor geht, schenkte Herzog Georg der Reiche den „getreuen Braunauem" in den 90er Jahren des 15. Jahrhunderts einen „bedeu tenden Kruzifixus". Wegen des schon früh erkannten Wertes verlangten die Braunau er die Übertragung des Schnitzwerkes in das Innere der Kapelle. In der Herzogsburg hängt ein sehr wertvoller überlebensgroßer Kruzifixus, den Experten der Werkstatt Hans Leinberger (1472 - 1512) zuschreiben. Seine Herkunft und der frühere Aufbewah rungsort sind unbekannt. Da es sich, wie erwähnt, um ein „bedeutendes" Werk handelt, liegt die Annahme nahe, daß es sich um jene herzogliche Gabe handelt, die vielleicht schon zum Zeitpunkt der Schen kung als Friedhofskreuz gedacht war, und damit vielleicht eines der wenigen, aus der Friedhofskapelle St. Martin stammenden Kunstwerke wäre. In der Kapelle gab es auch an der südlichen Innenwand einen „Kreuzaltar". Die Abbildungen wurden der Redaktion vom Autor zur Verfügung gestellt.

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