OÖ. Heimatblätter 1985, 39. Jahrgang, Heft 4

, .. v Ansicht von Braunau. Detail aus dem Altarblatt (um 1740) des Sebastiansaltares der Leprosenkapelle (jetzt in der Bäckerkapelle der Stadtpfarrkirche). Foto: Wolfgang Baier, Braunau konnte das Gebäude, das als Magazin an geboten worden war, nicht verkauft wer den. Während der Franzoseneinfälle am Beginn des 19. Jahrhunderts diente die Kir che nur kurze Zeit als Waffenlager, die Feuchtigkeit des Gemäuers ließ das Vorha ben scheitern. Im Jahre 1812 ist das Gebäu de im Besitz des Bonifaziusvereines, der seinerseits die Liegenschaft im Jahre 1862 der Pfarre St. Stephan übereignet. Noch im vorigen Jahrhundert hat Josef Czermak ei nen Plan (einzusehen im Flaus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien) zur sinnvollen Ver wertung des Gebäudes vorgelegt, der aber verworfen wurde. Die Kirche verfiel zuse hends. Die Tuffgewände fielen ab, die Kreuzblume wurde entfernt, Portal und Fenster wurden vermauert. Der Abgang zur Krypta verfiel und die Unterkirche selbst wurde durch Mistablagemngen teil weise aufgeschüttet. Nördlich der Kirche wurde zu allem Überfluß noch eine sehr primitive Bedürfnisanstalt angebaut. Als im Jahre 1903 Kaiser Franz Josef I. im Rah men der 700-Jahrfeier der Stadt Braunau die Stephanskirche besuchte, war man sehr darauf bedacht, daß der Kaiser möglichst nur das Nordportal der St. Stephanskirche benütze, um die südlich der Pfarrkirche ge legene „Ruine der alten Kirche" nicht zu sehen. In den Folge)ahren wurde in der Oberkirche eine hölzerne Zwischendecke eingezogen und der Raum als Holztrock nungsplatz genutzt. 1939 wurde die alte Kirche durch die neuen Machthaber enteignet. Die Krypta wurde ausgeräumt und in ihr ein Kartoffel keller eingerichtet. Im Jahre 1940 zog die Werkstatt des Städtischen Wasserwerkes in die Oberkirche ein und verblieb dort bis 1983.

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