OÖ. Heimatblätter 1985, 39. Jahrgang, Heft 4

Ansicht von Braunau. Detail aus dem Altarblatt (um 1640) des Pestaltares in der Stadtpfarrkirche. Foto: Max Eitzlmayr ders schlanken Turm der HI. Geist-Spitalskirche. Der Baumeister der Martinskirche, des Erweiterungs- und des Turmbaues, ist nicht bekannt. Im Jahre 1508 waren Zubau und Turm bereits vollendet. Die Chronik des Bürgerspitals berichtet, daß beim Tod Herzog Albrechts im Jahre 1508 die Glokken der Spitals- und der St. Stephanskirche neben der von St. Martin geläutet wurden. (Der Stephansturm dürfte um diese Zeit wohl erst zur Hälfte fertig gewesen sein.) Ende des 17. Jahrhunderts wurde an der Nordostseite der Martinskirche eine Sakristei angebaut. Dem Zeitgeist des Ba rock entsprechend, wurde die Außenfassa de der Kirche neu gestaltet. Die hohen Spitzbogenfenster erhielten Rundbögen. Die Gewölberippen im Innern der Kirche dürften damals abgeschlagen und ein Ton nengewölbe eingezogen worden sein. Die se Arbeiten mußten 1707 abgesehlossen worden sein, denn in diesem Jahr konsekrierte Propst Ivo Kurzbauer (1684-1714) die Kirche neu. Als während des Österreichischen Erbfolgekrieges (1740-1745) Braunau von den Österreichern wiederholt belagert wurde, mußten auf Befehl Kurfürst Karl Alberts alle Baulichkeiten auf dem Glacis der mächtigen Festung Braunau geschleift werden, um dem Feind keinen Unter schlupf zu bieten. Diesem Befehl fielen auch das Leprosenhaus und die Kapelle zum öpfer. Die Einrichtung der Kapelle, die drei Altäre - geweiht dem Erzengel Mi chael sowie den hll. Sebastian und Anto nius dem Einsiedler - und die Paramente und Geräte zur Meßfeier, wurden in die Martinskirche übertragen. Hier wurden aber nur der Michaels- und der Sebastians altar aufgestellt. Auch die Insignien der Se bastiansbruderschaft wurden nach St. Mar tin übertragen. Diese Bruderschaft hat sich nun in besonderem Maße bis zu den Refor men Kaiser Joseph II. um die Martinskir che angenommen. Gerade deshalb wurde im Volksmund aus der Martins- eine Sebastianikirche. Da aber auch der Hauptaltar der Leprosenkapelle, der St. Michaels-Al tar, hier aufgestellt worden war, ist die ur sprüngliche St. Michaels-Leprosenkapelle hier symbolisch wiedererstanden. So wur de nun die Martinskapelle amtlicherseits als Michaelskapelle bezeichnet. Auch in

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