OÖ. Heimatblätter 1985, 39. Jahrgang, Heft 4

Die FriedhofskapeUe St. Martin zu Braunau Von Max Eitzimayr Als um das Jahr 1040 die Pfarre Ranshofen gegründet wurde, errichtete man um die dortige Kirche St. Michael ei nen ersten Friedhof, auf dem auch alle Bür ger der späteren Stadt Braunau bis zum Be ginn des 15. Jahrhunderts beigesetzt wer den mußten. Im Jahre 1402 ersuchten die Bürger Braunaus Propst Mathias I. von Ranshofen (1395 - 1426) um die Bewilli gung zur Errichtung eines eigenen Friedho fes innerhalb der Stadtmauern. Als der Propst diese Bitte ablehnte, wandten sich die Braunauer an Herzog Heinrich XVI. von Landshut. In der Eingabe führten sie aus, daß „der Weg zum Friedhof ziemlich weit, bei rauher Jahreszeit und regneri schem Wetter sehr beschwerlich und zuzei ten selbst von Wegelagerern gefährdet sei". Auf Fürsprache des Herzogs bewillig te schließlich Propst Mathias im Jahre 1404 den Braunauem die Errichtung des Fried hofes, doch erst am 9. Februar 1406 bestä tigte der Passauer Bischof Georg den Kon trakt. Darin heißt es, daß „das Pfarrecht mit allen Zehenten und dem Präsentations recht, wie auch alle anderen Genüße und die ganze Sammlung für das ewige Licht, beim Kloster Ranshofen zu verbleiben ha be". Darüber hinaus mußte von jedem Be gräbnis dem Kloster ein „Vierteil" als Sto lagebühr entrichtet werden. Schließlich wurde am 10. März 1406 der neue Gottes acker vom Passauer Weihbischof Johannes vom Orden der Minderen Brüder feierlich eingeweiht. Schon wenige Jahre darnach wurden in der aufstrebenden Stadt Braunau die Hl. Geist-Spitalsanlage (1417 - 1432) und die mächtige St. Stephans-Pfarrkirche (1439 - 1466) erbaut, wozu vornehmlich die Bür ger der Stadt reiche Schenkungen, Meßstif tungen und Benefizien schufen. Um diese Zeit zählte Braunau etwa 1800 Einwohner, Braunau war für damalige Begriffe eine schon sehr bedeutende städtische Sied lung. Zwischendurch stiftete der angesehe ne Bürger Hans Daumb im Jahre 1445 das Leprosenhaus, ein Spital für Menschen, die von ansteckenden Krankheiten befal len waren. Er begründete auch die St. Se bastians-Bruderschaft, der nur begüterte Bürger Braunaus angehören konnten. Die Bruderschaft erbaute 1475 beim Leprosen haus eine Kapelle zu Ehren des hl. Micha el. Beide Baulichkeiten lagen „1000 Schrit te außerhalb der Mauern" und dort befand sich auch ein eigener Friedhof, auf dem aber nur Verstorbene aus dem Siechen haus beigesetzt werden durften. 1492 legte schließlich Propst Leonhard von Ransho fen (1491 -1494) noch den Grundstein zum hohen St. Stephans-Turm, zu dessen Er bauung die Braunauer Zunft der Tuchma cher einen bedeutenden Beitrag leistete. Nun schien den Braunauem noch die Errichtung einer Friedhofskapelle notwen dig zu sein, die man dem hl. Martin weihen wollte. Propst Leonhard wies vorerst die sen Plan zurück. Als die Braunauer vom ungerechtfertigten Verkauf eines Teiles

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