OÖ. Heimatblätter 1985, 39. Jahrgang, Heft 1

Das Kollegium Petrinum Ein geschichtlicher Üherblick Von Josef Honeder Erste Versuche zur Grüudung eiues Knabenseminares Der geringe Bildungsstand des Klerus war zweifellos eine wichtige Ursache für die rasche Verbreitung des Protestantis mus im 16. Jahrhundert. Um in Zukunft dem Protestantismus erfolgreich entgegen treten zu können, mußte ein Hauptanlie gen der katholischen Reform eine gediege ne Priesterausbildung sein. Das Konzil von Trient verpflichtete die Bischöfe, in ihren Diözesen Priester- und Knabenseminare zu errichten. Der Weg vom Beschluß bis zur Ausführung war aber weit. Bald nach Beendigung des erberöster reichischen Bauernkrieges gründeten die Jesuiten im Auftrag des österreichischen Landesfürsten 1628 eine Anstalt zur Her anbildung von Priesterstudenten. Ab 1632 befand sich dieses „Ignatiusseminar" in der Domgasse in jenem Haus, das heute Besitz des Oberösterreichischen Volkskredites ist. Eine zweite Anstalt dieser Art ent stand 1651 ebenfalls durch die Jesuiten in Steyr unter dem Namen „Seminar zu den heiligen Schutzengeln". An diesen beiden Anstalten besorgten während der Barockzeit durch rund 150 Jahre Jesuiten die Erziehung und den Un terricht der Knaben, die Priester werden wollten. Dem Geist der Aufklärung, dem zwar die Diözese Linz ihre Gründung verdankt, fielen diese beiden Anstalten 1785 zum Op fer. Erst im Revolutionsjahr 1848 gelang dem vierten Bischof von Linz, Gregorius Thomas Ziegler, die Gründung eines bi schöflichen Knabenseminares an der Ecke Kapuzinerstraße - Steingasse. Es trug den Namen „Gregorianum" und beherbergte nur sechs bis acht Studenten, die das Gym nasium in Linz besuchten. Um eine Vergrößerung dieser Anstalt zu erreichen, wurde der Hoch- und Deutschmeister Erzherzog Maximilian ge beten, die Räumlichkeiten im runden Turm am Freinberg, wo die Jesuiten vor 1848 eine Niederlassung hatten, dem Kna benseminar zur Verfügung zu stellen. Der Erzherzog machte seine Zusage von der Erfüllung der Bedingung abhängig, daß Je suitenpatres den Studenten Hausunterricht erteilen und sie so für die Schlußprüfungen am k.k. Gymnasium in Linz vorbereiten. Mit 12. März 1851 wurde der Studien betrieb auf dem Freinberg eröffnet. Die Leitung dieses Knabenseminares lag in den Händen der Jesuiten, während der Bischof durch einen Domherrn die Oberaufsicht führen durfte. Die Zahl der Studenten stieg rasch an. 1860 erhielt das „Bischöfliche Gymnasium am Freinberg" das Recht, staatsgültige Zeugnisse auszustellen und Maturaprüfungen abzunehmen. Somit

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