OÖ. Heimatblätter 1985, 39. Jahrgang, Heft 1

be Melodie (der Anfang der Lamentatio nen) in allen drei Tagen verschieden notirt. So etwas nennt man bei uns eine „Schlampe rei". Statt Oesterreich herabzusetzen, thäte er doch wßhrlich besser daran, vor seiner ei genen Thür zu kehren. Ich glaube auch in Bezug auf die Frage, ob man draußen berechtigt ist, über uns zu schimpfen, nichts mehr beifügen zu dürfen, da das Gesagte hinreicht, zu beweisen, daß die Herren besser thäten, zu Hause zu blei ben und dort Ordnung zu machen, statt über uns zu schimpfen. Die Kirchenge schichte wird einst curiose Dinge auch von den Deutschen zu erzählen haben. Bemerkenswert scheint eine Kritik des obgenannten Aufsatzes durch den Tiroler Komponisten Josef Pembaur: Mit wirklicher Befriedigung, um nicht zu sagen, innerer Erhebung habe ich in der „Musikalischen Rundschau" Ihren treffen den Aufsatz zur Kirchenmusikfrage in Oesterreich gelesen. Endlich scheint in die ser längst antifortschrittlichen Thätigkeit des CäCilien-Vereines eine wirksame Bresche geschossen. Ich werde mir angelegen sein lassen, den Aufsatz in Tirol möglichst zu verbreiten. Wie hoch noch immer die Wellen der Erregung in beiden Lagern der Cäcilianer gingen, möge die letzte Aktivität des Wort führers des OÖCV für einen österreichi schen Weg auf dem Gebiete der Kirchen musik schlaglichtartig aufhellen: die Re gensburger Zeitung des ACV^® brachte ei nen Aufsatz Haberts, in dem dieser auf den zweiten Jahrgang der Denkmäler der Ton kunst in Österreich empfehlend aufmerk sam machte. Guido Adler^^ erblickte darin einen Brückenschlag zwischen den verfein deten Parteien; eine Erwartung, die sich leider nicht erfüllte. Bei der Generalver sammlung des OÖCV am 21. November 1895 in Linz war in Anwesenheit des Gmundners eine Studie über ihn von Theo dor Schmid, der sich vor allem mit Haberts Werken und von ihm herausgegebenen Kompositionen von J.J. Fux beschäftigte, zur teilweisen Verlesung gekommen.^® Uber diese Linzer Versammlung fand sich nun ein Bericht in der vorhin genannten Regensburger Zeitschriftin dem es hieß, daß der Abt von Lambach seiner Befriedi gung darüber Ausdruck verliehen habe, daß die Bedeutung des heimischen Kom ponisten Habert in weiten Kreisen Aner kennung finde; ja, daß selbst der strenge und kritische Dr. Haberl ein Werk dieses Meisters vortrefflich und bemerkenswert erachte, obwohl er gewiß nicht dessen Freund sei. Als dann noch eine Broschüre des P. Isidor Mayrhofer vom Stift Seiten stetten „Über die Bedingungen einer ge sunden Reform der Kirchenmusik'"'® er schien, entflammte die Polemik neuerdings und fand ihren beredten Niederschlag in ei ner Kritik an der besagten Broschüre Mayrhofers'" durch den ACV. Mit dem Verstummen des kämpferi schen Geistes dero.ö. Kirchenmusikbewe gung durch den Tod Joh. Ev. Haberts am 1. September 1896 wurde auch eine Phase der Beruhigung auf dem Gebiete der cäcilianischen Strömungen eingeleitet. Eine endgültige Klärung aller schwe benden Fragen erfolgte allerdings erst am 22. November (Cäcilientag) 1903 durch das Motu proprio Pius X. „Inter pastoralis officii", das 1912 durch das „Regolamento für Kirchenmusik in Rom" ergänzt wurde. Im wesentlichen forderte es für die musica Sa cra drei liturgische Eigenschaften; a) sancPembauran Habert, 7. 7. 1894. Musica Sacra. I89.S. Nr. 11. Adler an Habert. 19. 1. 1896. ^ Theodor Schmid in der Zeitschrift ..Stimmen aus Maria Laach". 7.8. und 14.9. 189.S. Musica Sacra. 1896. Nr. 2. Erschienen im Verlag August Böhm & Sohn. Augsburg. Salzburgcr Kirchenzeitung. Nr. 99. — Mayrhofer an Habert. 27.12. 1895.

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