Wegen des großen Umfanges der Aus führungen seien hier nur die wesentlichsten Aussagen herausgestellt: die Vorurteile der Cäcilianer gegenüber den Messen Mo zarts basieren auf dem NichtStudium seiner Partituren; sie bildeten sich ihre Meinun gen durch Nachsagen und Nachschreiben (Thibaut hätte sich als einer der ersten an Mozart vergriffen), und der Haß gegen die Kirchenmusikwerke der Wiener Klassiker stamme aus der Abneigung gegen die In strumentalmusik schlechthin. Jene Passa gen, die Ansichten kirchlicher Autoritäten zur Instrumentalmusik darlegen, seien we gen ihres pragmatischen Inhalts in extenso wiedergegeben: Was sagt die Kirche? Papst Benedict XrV. unterscheidet zweierlei Instrumental musik: I. Solche in Verbindung mit dem Gesänge, und von der sagt er, sie ist gestat tet. Er gebraucht das Wort permittitur. Was man gestattet, das billigt man, das hält man für gut; 2. solche ohne Gesang, also reine Instrumentalmusik, und von der sagt er, sie ist zu dulden (toleratur). Wie der Papst, so sagten Bischöfe, z. B. der Erzbischof Sterky von Mecheln. Auch hierin decken sich cäcilianisch und kirchlich nicht. Die hl. Riten-Congregation erlaubte in neuester Zeit noch mehr Instrumente als Be nedict XrV. im Auftrage des Papstes. Man sehe, in welch' abfälliger Weise das Regolamento und die Verordnung des sei. Linzer Bischofs von Cäcilianern besprochen wor den sind. Da es keinen kirchlichen Sinn verräth, wenn kirchliche Verordnungen ange griffen werden, so stellt sich wieder heraus, daß cäcilianisch und kirchlich sich nicht decken. Papst Pius IX. verlangte in dem Breve, das er für den deutschen Cäcilien-Verein herausgegeben hat, daß die Werke, welche gewählt und von Fachleuten geprüft werden sollen, einen Kunstwerth haben sollen. Ein Cäcilianer aber sagte, wir brauchen keine Kunstwerthe und die größte Zahl der von den Cäcilianern auf den Markt gebrachten Werke hat auch wirklich keinen Kunst werth. Selbst die besseren Werke stehen hin ter Palestrina weit zurück. Es ist das nicht meine Behauptung. Man lese die abfälligen Urtheile von Witt, Stehle und anderen Cäci lianern und die Klagen über die Unverlässigkeit der Urtheile im Vereinskatalog. Cäci lianisch und kirchlich decken sich auch in diesem Punkte nicht. Wir sehen also, daß die Aussagen der Cäcilianerfür nichts Atideres zu halten sind, als für Privatmeinungen, die gar oft den kirchlichen Anschauungen widersprechen. Die Herren haben also gar keinen Grund, über Andere herzufallen und schlechte Wit ze zu machen, die ihre Meinung über Mo zart, Haydn, Beethoven preisgeben, und sie verdienen durchaus nicht, daß man ihre Be hauptungen mehr respectire. Insbesondere ist aber jeder Kirchencomponist vor den Werken derselben zu warnen, da man von denselben in der Kunst nichts lernen kann. Die große Ueberfluthung des kirchenmusikalischen Marktes mit wahrer Schundwaare, die selbst von Cä cilianern beklagt wird, hat ihren Grund nicht blos darin, daß Leute componiren, die nichts gelernt haben, sondern auch wesent lich darin, daß die Componisten sich die cäcilianische Musik als Muster genommen ha ben, weil sie von Cäcilianern gelobt wurden. Es handelt sich hier um die Verteidi gung der 1892 in Wien erschienenen Publi kation Alfred Schnerichs „Der Meßtypus von Haydn bis Schubert", die von den Cä cilianern angegriffen, eine neuerliche At tacke aus derselben Richtung gegen Ha ben in den „Fliegenden Blättern" — „Zur Abwehr gegen Joh. Ev. Habert in Gmunden" — nach sich zog. Da dieses Pamphlet von Paul Krutschek aus Schlesien stammte, sah sich der Breslauer Domkapellmeister Max Filke veranlaßt, Habert eine seiner In strumentalmessen zum Geschenk zu ma-
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