OÖ. Heimatblätter 1985, 39. Jahrgang, Heft 1

ihrer Weise unübertroffenen Meister in al lem den Anforderungen kirchlicher Musik entsprechen, so verdienen sie doch wegen der geschmackvollen, genialen, mustergiltigen Kunst, die sich an ihnen kundgibt, und wegen des religiösen Aufschwunges, zu dem sie sich im großen und ganzen erheben, eine pietätvolle Beurtheilung und Behandlung. . . .Aus der großen Zahl der Componisten unserer Zeit mögen folgende erwähnt wer den, die sich durch kirchliche Musikwerke hervorgethan haben: Sechter, Preyer, Steh le, Caspar Ett, Kempter, Mettenleitner, Uhl, Fiel, Witt, Haller, Aiblinger, Hahn, Greith, Brosig, Schnabl, König, Zangl, Hanisch. Eine ehrenvolle Stelle nimmt unter der Zahl der kirchlichen Tonsetzer auch Johann Ev. Habert, Chordirigent in Gmunden, ein, dessen vortreffliche Leistungen und große Verdienste im Fache echter Kirchenmusik volles Lob verdienen. Seine Musikwerke (Vocalmessen, Instrumentalmusik, Litanei en usw.) entsprechen, wie nur wenige aus der neuesten Zeit, ausgezeichnet den Grundsätzen der Tonkunst und zugleich den liturgischen Gesetzen, und können oh ne Übertreibung musterhaft genannt wer den. Ich (der Bischof) empfehle deshalb Haberts kirchliche Musikwerke auf das wärmste und wünsche, daß seine edlen, op fervollen, ausdauernden Bemühungen im Dienste unserer heiligen Kirche besonders in Oberösterreich die verdiente Anerken nungfinden möchten. Habert hatte diese glänzende Rehabili tierung und Selbstbestätigung in seinem Heimatlande aber auch dringend nötig, da er — trotz Intervention beim Bischof von Linz, der ihm zur Deckung der Druckko sten bei einem Außenstand von 5(X) fl. ei nen Betrag von 150 fl. übersandte — ab 1887 seine Zeitschrift mangels der erfor derlichen Abonnentenanzahl wieder ein gehen lassen mußte. Zwei Ereignisse im Jahre 1888 hatten bedeutsamen Einfluß auf die cäcilianischen Strömungen in Oberösterreich: am 29. September verschied nach längerem Leiden der Bischof von Linz, Emst Maria Müller, und am 2. Dezember erlag F. X. Witt einer Herzlähmung. Die Vorstands stelle des ACV übernahm Friedrich Schmid, Domkapellmeister in Münster/ Westfalen. Wer nun eine Versöhnung zwi schen der neuen Leitung des ACV und Ha bert erwartete, wurde enttäuscht: von ei ner Aufführung der Augustiner-Messe (Them. Katalog 6) von Habert mit Greiths Offertorium „Confirma hoc Deus" hatte Schmid in einer Rezension im Vereinsor gan des ACV, der Zeitschrift „Fliegende Blätter", den Teil über die Messe gestri chen;^® gleichzeitig trat er gegen Mozart auf! Habert, der ja gelegentlich an der Ge samtausgabe Mozarts bei Breitkopf & Här tel mitarbeitete, sah sich zur Herausgabe einer Broschüre zur Verteidigung des Salz burger Meisters veranlaßt. Diese Abhand lung machte in einem Separatdruck des Verlags Braun in Leipzig unter dem Titel „Zur 12. Generalversammlung des deut schen Cäcilien-Vereines in Brixen, Sep tember 1889. Von einem Chorregenten" seinerzeit bedeutendes Aufsehen und wur de von Friedrich Schmid als Schmähschrift apostrophiert, der ihr „ein entschiedenes, kräftiges Pfui!" widmete.®® So konnten sich die Gemüter auf beiden Seiten nicht bemhigen, und an ein Händereichen im christli chen Geist war unter diesen Umständen wohl nicht zu denken. Im November 1893 veröffentlichte Ha bert einen Aufsatz unter der Überschrift: „Mozart, Haydn und Beethoven, oder ha ben die Deutsch-Cäcilianerein Recht, über dieselben abfällig zu urtheilen?"®^ ^ Habert an Josef Labor, 13.4. 1887. ^ Battlogan Habert, 5. 8. 1889; Habert an Battlog, 7.8. 1889; Habert an Horn, 11,6. 1890. Zeitschrift „Vaterland". 17.9. 1889. Leopoldsblatt. 1893. Nr. 11.

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