sen. Zwischen Kunst und Pfuscherei gibt es keine Versöhnung Nach einer Periode der Stagnation ge rieten die Fragen der kirchenmusikaiischen Reformbestrebungen erst mit der General versammlung des ACV im August 1874 in Regensburg wieder in Fluß; aus Oberöster reich nahmen daran Domsakristeidirektor Christian Forster aus Linz und der Chor herr des Stiftes Reichersberg, Doblhammer, teil. Zwei Fragen sollten einer Lösung zugeführt werden: bleibt der ÖCV mit Habert selbständig, oder erfolgt seine Angliederung an den ACV ohne Flabert. Am 24. Oktober 1874 schrieb Traumihler an Flabert, er sehe sich veranlaßt, gegen ihn aufzutreten und sich für den An schluß an den ACV einzusetzen; er führte sieben Punkte an, in denen er recht pole misch seine Haltung zu motivieren ver suchte. Zur selben Zeit waren aber auch die Vorbereitungen für die Gründung eines neuen Vereins in Linz schon sehr weit ge diehen: am 25. Oktober 1874 waren unter der Leitung von Dr. Martin Fuchs Domka pellmeister Zappe, Domorganist Karl Wal deck und Domvikar Burgstaller zusam mengekommen, um die Statuten für einen selbständigen oberösterreichischen Cäcilienverein — ohne ein Wort des Anschlus ses an den ACV - zu entwerfen. Da Traumihler nur sieben Mitglieder für den ACV werben konnte, hatte auch der Bischof sei ne Haltung geändert. Witt und Traumihler konnten ihre Enttäuschung über die Ent wicklung der Dinge kaum verbergen. In diesem Zusammenhang scheint ein Schrei ben Haberts nach Einsiedeln/Schweiz von besonderem Interesse: Unlängst war Haberl in Linz; er erzähl te, daß Witt's Gesundheit gänzlich zerstört sei. Als Nachfolger will Witt im ACV den hochwürdigsten Herrn Zangl in Brixen empfehlen. Wegen meiner könnte Witt noch lange leben, und wenn ich ihm das Leben verlängern könnte, würde ich es auf der Stel le thun. Sein Tod wird im ACV große Ver änderungen herbeiführen. Er hat ihn mit Gewalt zusammengebracht und zusam mengehalten, darum wird er wahrscheinlich auseinanderfallen, wenn die Gewalt zu wir ken aufhört. Für die Kirchenmusik wird es jedenfalls ein Gewinn sein, wenn die Centralisation aufhören wird. Die Kunst muß frei sein, sie leidet keinen Zwang. Die konstituierende Versammlung des OÖCV wurde schließlich zusammen mit der Generalversammlung des katholischen Volksvereins für Oberösterreich am 29. September 1875 in Linz abgehalten. Da die Zeichen in Linz also nicht gün stig standen, hielt der ACV - gleichsam als Kontrarium — seine Generalversammlung vom 29. bis 31. August 1876 in Graz ab. F. X. Haberl leitete einen Chor, dessen Mitglieder mehrheitlich aus Regensburg gekommen waren. Es wurden wieder Fra gen des Anschlusses des ÖCV an den ACV sowie des Vereinskatalogs diskutiert; die Spannungen konnten jedoch keineswegs abgebaut werden. Am 18. Oktober 1876 fand in Linz eine Versammlung des OÖCV statt, auf der Dechant Arminger den Antrag auf An schluß an den ACV und die diesbezügliche Statutenänderung stellte. Habert argu mentierte gegen den Antrag mit der Be gründung, der ACV führe wenig alte, klas sische Musik, sondern „Katalogmusik" auf, die nach den Urteilen mancher Cäcilianer nicht den geringsten Wert habe. So mit könne er sich einem solchen Verein nicht anschließen, sondern sähe es als seine Pflicht an, diesen zu bekämpfen und dahin zu wirken, daß er sich reformiere, denn, „wenn in der katholischen Kirchenmusik etwas zu reformieren ist, so ist es der " Zeitschrift für kath. Kirchenmusik. Jg. 1872. Nr. 12. Habert an Keller. 23. 4. 1875. Die Rede Armingers in: Fliegende Blatter. Jg. 1877. S..35 ff.
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