OÖ. Heimatblätter 1985, 39. Jahrgang, Heft 1

für ein Zusammengehen zwischen dem ACV und dem ÖCV: 7. Seien Sie gerecht gegen jedermann und nicht parteiisch. 2. Seien Sie bescheiden. Wir verkennen Ihre Verdienste nicht; aber wir lassen uns Schülerarbeiten nicht als Meisterwerke anrühmen. J. Beschimpfen sie nicht Chorregenten wie z. B. Herrn Nagiller, denn Chorregen ten braucht man. Sprechen Sie überhaupt ei ne freundliche, versöhnliche Sprache, dann werden Sie niemanden abstoßen, sondern Sie werden die Leute gewinnen. Ich für mei ne Person werde Ihnen gerne die Hand rei chen, andere werden es auch thun, aber Sie müssen sich diese erst verdienen. Gebe Gott, daß Sie erkennen, was der Kirche und der Kunst frommt."® Die Problematik der Zulassung der In strumentalmusik ist in diesen drei Punkten ausgeklammert; dazu meint Habert: ... da der deutsche Cäcilienverein sei nen Mitgliedern nicht verbietet, Instrumen talmusik aufzuführen, ist es somit nieman dem verwehrt, beim Choral und PalestrinaStil allein zu verbleiben. Herr Witt ist nun genöthiget, für die Instrumentalmusik ein zustehen, und wir können es mit grofler Be friedigung melden, daß Herr Witt für Beibe haltung derselben gerade solche Gründe brachte, welche auch wir schon längst für dieselbe gebracht haben. Der Präsident des ÖCV und Abt von Lambach Theodorich Hagn starb am 29. August 1872; sein Tod war ein schwerer Schlag für den Verein. Der von Rom in die Diözese Linz zurückgekehrte Dr. Martin Fuchs® berichtet an Habert, daß in einer Versammlung des Diözesan-Kunstvereins die Spannungen zwischen Witt und dem Gmundner besprochen worden seien. Da die Pro- und Contra-Parteien gleich stark seien, wäre keine Resolution zustande ge kommen. Auch ein Brief des Domdechanten Schiedermayr brachte nur Unerfreuli ches; . . . Ich habe unseren hochw. Herrn Bi schof nicht überzeugen können, daß er durch Approbation der Statuten des ÖCV noch nicht feindlich dem Regensburger ent gegentrete. Erfolge in seiner Heimat von den Leistungen Witt's haben den hohen Herrn für letzteren völlig eingenommen, obwohl er gewifl Ihnen sehr wohl gewogen ist. Auch die Regensburger hat er nicht ap probiert. Ich glaube selbst, daß mit dem österreichischen Cäcilien-Verein nicht wird aufzukommen sein, da Witt zu sehr alles in Beschlag genommen hat. Warten wir auf bessere Zeiten . . .^° Da nur die Diözese Gurk die Statuten des ÖCV gutgeheißen und seine Förde rung versprochen hat, sah sich Habert in folge der geringen Abonnentenzahl zur Einstellung seiner Zeitschrift mit Ende des Jahres 1872 gezwungen; Ich habe, damit sie das beste konnte, was sie geleistet hat, durch fünf Jahre meine Zeit, meine' Compositionen und meine Er sparnisse an Geld für dieselbe geopfert, was man umso höher anschlagen muß, da ich vom Privatunterricht und nicht von meiner Anstellung als Organist leben muß. Alles hat seine Grenzen und so auch die Opferwil ligkeit in einer .solchen Sache. Meinen Freunden danke ich für alle Theilnahme, die sie mir in dieser Zeit geschenkt haben; meine Gegner mögen die Versicherung hin nehmen, daß ich ihrer Person alles Gute wünsche, daß ich aber, wenn sie fortfahren werden, verkehrte Grundsätze zu verbrei ten, Schülerarbeiten für Meisterwerke aus zuposaunen, ebenfalls fortfahren werde, sie zu bekämpfen. Aufweiche Weise? Darüber wollen sie ruhig sein und mich sorgen las- ® Zeitschrift für kath. Kirchenmusik. Jg. 1872. Nr. I u. .7. ® Fuchs an Habert, 24. 10. 1872. Schiedermayer an Habert, 27. 10. 1872.

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