1866 — Krieg Preußens gegen Öster reich und den Deutschen Bund, Schlacht von Königgrätz und Friedensschluß zu Prag. Preußen vergrößert sein Territo rium, die Donaumonarchie verliert Venetien und ihren Einfluß in Deutschland; En de des Deutschen Bundes, der sich 1815 konstituiert hatte. 1867 — Bei einem Abend des Wiener Männergesangvereins im Dianabad, des sen Schwimmhalle zu einem Ball- und Konzertsaal adaptiert worden war, erklingt erstmals mit einem banalen Text die einzi ge in aller Welt bekannte österreichische Hymne, der Walzer „An der schönen blau en Donau". Eine musikalische Antwort auf die politisch-militärische Katastrophe von 1866? 1868 — Uraufführung der „Meistersin ger von Nürnberg" in München. 1869 — Uraufführung des „Rheingold" ebenfalls in München; trotzdem meint Wagner, Wien sei die einzige musikalische Stadt Deutschlands. In Wien erfolgte die Vollendung des Musikvereinsgebäudes von Hansen und die Eröffnung des Opern hauses am Ring. 1870 — Trotz Schwierigkeiten bringt Herbeck „Tannhäuser" und „Lohengrin" im neuen Haus heraus. — Bismarck provo ziert die französische Kriegserklärung; Schlacht von Sedan und Gefangennahme von Napoleon III. 1871 — Paris wird von den deutschen Armeen eingenommen, Wilhelm I. in Ver sailles zum Kaiser ausgerufen. — In Wien folgen „Rienzi" und „Der fliegende Hol länder". 1872 - Richard Wagner in Wien. — Bismarck beginnt den „Kulturkampf" ge gen die katholische Kirche. 1873 — Am 1. Mai Eröffnung der Welt ausstellung im Wiener Prater durch Kaiser Franz Josef I. in Anwesenheit Bismarcks — acht Tage später Börsenkrach („Schwar zer Freitag"); aber schon wenige Wochen später feierliche Grundsteinlegung des Wiener Rathauses. Vorläufige Beruhigung des politischen Klimas in Europa durch Drei-Kaiser-Bündnis (bis 1886). In diese in jeder Beziehung so ereignis reiche Epoche fallen die Bemühungen um die Approbation des Bischofs für den im Juni 1871 konstituierten ÖCV. Der Chor regent des Stiftes St. Florian, Ignaz Traumihler, trat bei der Generalversammlung des ACV am 6. September 1871 in Eich stätt gegen den ÖCV auf, weil dieser von Rom nicht approbiert sei und wenig Sicher heit gewähre, den liturgischen Anforde rungen der Musica sacra zu entsprechen; er machte sich erbötig, all seinen Einfluß gel tend zu machen, um den Anschluß Öster reichs an den ACV zu fördern. Schon bei der Generalversammlung des Christlichen Kunstvereins in Linz am 13. November 1871 versuchte er sein Vorhaben zu reali sieren; er konnte jedoch mit seinen Ansich ten nicht überzeugen. Nach Versöhnungs versuchen durch den öbmann des Christli chen Kunstvereins, Domdechant J.B. Schiedermayer, der auch Referent für Kir chenmusik beim bischöflichen Konsisto rium war — auch Habert hatte Traumihler die Hand zu weiterer gemeinsamer Arbeit im ÖCV vergeblich gereicht — wurde das Klima durch eine „öffene Erklärung"^ Traumihlers geradezu vergiftet: Habert fehle es an der notwendigen Unbefangen heit des Urteils und der praktisch-musikali schen Durchbildung; auch sähe er lieber ei ne kirchliche Person als einen Laien an der Spitze der Reformbewegung. Der so An gegriffene meint nach Widerlegung der einzelnen Angriffspunkte: „Die Wahrheit ist dieselbe, ob sie aus dem Munde eines Laien oder eines Priesters kommt." Schließlich stellt Habert drei Forderungen ^ Blätter des Christlichen Kunstvereins. Linz. Jg. 1872, Nr. 1.
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